VDE Verb. der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik
VDE: Jüngster Technologieschub kommt von den Senioren
Frankfurt am Main (ots)
- Zukunftstechnologien bilden Grundlage für Ambient Assistant Living - VDE stellt auf der Medica neues Trendpapier vor
Der jüngste technologische Schub kommt von den Senioren, so der VDE in seinem neuen Trendpapier "Ambient Assisted Living - Neue "intelligente" Assistenzsysteme für Prävention, Homecare und Pflege", das der VDE auf der Medica heute vorstellte. Unter AAL, so die Abkürzung für Ambient Assisted Living, werden Systeme verstanden, die durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie die Lebensqualität vor allem von älteren und kranken Menschen erhöhen und ein selbstbestimmtes Leben in der häuslichen Umgebung ermöglichen. AAL-Systeme kommen aber auch in den Bereichen "Sicherheit und Privatsphäre", "Versorgung und Hausarbeit" sowie "Soziales Umfeld" zum Einsatz. Nach Einschätzung der DGBMT steht dieses neue Technologiefeld vor einem rasanten Wachstum, bei dem Deutschland heute eine führende internationale Position einnimmt.
In AAL-Systemen werden elektronische Geräte und IT-Systeme vernetzt und weiterentwickelt, die in vielen Bereichen des täglichen Lebens Einzug gehalten haben. Mobilfunktelefone, Navigationsgeräte, PDA- und Laptop-Computer, MP3-Player, Digitalkameras, Pulsuhren und automatische Blutdruckmessgeräte werden zusammen mit weiteren Sensoren und Geräten in ein Gesamtsystem integriert, das in den Bereichen Gesundheit und Home Care, insbesondere der Gesundheitsvor- und -fürsorge, für eine Revolution sorgen wird. Mikrosystemtechnik ist dabei ein Schlüssel für Sensorik und Datenübertragung. Vor allem hilfsbedürftige und allein lebende ältere Menschen sowie Menschen mit Behinderung profitieren von AAL-Systemen.
Der Bedarf für AAL-Systeme ist evident: Im Jahr 2030 wird die Anzahl der über 60-Jährigen in Deutschland von heute 18,4 Millionen auf 26,3 Millionen ansteigen. Chronische Erkrankungen sind bereits jetzt zu einer der größten Herausforderungen für das deutsche Gesundheitswesen geworden. Pro Jahr wendet das deutsche Gesundheitswesen mehr als 35 Milliarden Euro allein für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf, das sind rund 16 Prozent aller Krankheitskosten. Ein Großteil der Aufwendungen verteilt sich auf die Kosten im stationären und teilstationären Bereich. Daneben wird die häusliche Pflege immer teurer. Der Einsatz von Ambient Assisted Living (AAL)-Systemen sorgt hier für deutliche Kosteneinsparungen.
Mehr Gesundheit für weniger Geld durch TeleMonitoring-Systeme
Einer der zentralen Anwendungsbereiche von AAL ist TeleMonitoring. Ziel von TeleMonitoring-Systemen ist zum einen die Steigerung der Lebensqualität chronisch kranker Menschen, aber auch die Senkung der enormen Kosten. Im Bereich von Herz-Kreislauf-Erkrankungen konnte bereits im Rahmen von Verträgen der integrierten Versorgung nachgewiesen werden, dass TeleMonitoring Anwendungen erhebliche Einsparpotenziale mit sich bringen. Insbesondere der besonders teure stationäre Aufenthalt könnte durch die Systeme entbehrlich gemacht oder verkürzt werden. Zusätzlich berichteten die Ärzte von einer Verbesserung des Gesundheitszustandes ihrer Patienten durch eine bewusstere und damit gesündere Lebensweise. Die Patienten schätzen am TeleMonitoring die schnelle Hilfe, die erhöhte Sicherheit, eine verbesserte Betreuung und Lebensqualität als Vorteile.
Beim TeleMonitoring senden medizinische Sensoren am Körper des Patienten per Mobilfunk oder Internet Vitalparameter wie Blutdruck, Puls, Gewicht, Blutzucker, Sauerstoffsättigung und EKG. Die Daten werden an ein Telemedizinisches Zentrum, ein Krankenhaus oder einen Arzt übertragen, gespeichert und bewertet. Aufgrund der Informationen, die das System laufend zur Verfügung stellt, können Prävention und Behandlung bei Herz-Kreislauf-Erkrankten wesentlich verbessert, Folgekrankheiten vermieden, kann Leben erhalten oder verlängert werden. Entsprechende Einrichtungen ließen sich auch auf weitere Volkskrankheiten wie Diabetes, Lungenerkrankungen und Schlaganfall ausweiten.
Smart Home und häusliche Pflege
Ein weiterer Schwerpunkt von AAL ist das Smart Home. Im Bereich Intelligentes Wohnen und häuslicher Pflege gibt es bereits erste Modellhäuser und einige mit "intelligenten" Hilfsmitteln ausgestattete Wohnungen. Ziel von Smart Home ist die Erhöhung des Sicherheitsgefühls und der Lebensqualität insbesondere auch älterer oder behinderter Menschen. Subziele sind die Sturzerkennung und -prävention aufgrund der Erfassung von speziellen Sensordaten, die Überwachung sicherheitsrelevanter Aspekte, wie Herdüberhitzung, Erinnerungshilfen für die Medikamenteneinnahme, ein Dehydrierungsmelder oder die Kontrolle der Eingangstür. Im Smart Home werden die Betroffenen bei Alltäglichem unterstützt. Zum Beispiel werden ältere Menschen durch in Gläser oder Tassen eingebaute Sensoren an das Trinken erinnert. Stürze werden durch das automatische Einschalten des Lichts beim nächtlichen Gang auf die Toilette vermieden.
Ambient Assisted Living als Innovationstreiber
Aufgrund der demographischen Entwicklung bietet AAL wichtige Perspektiven und einen künftigen Wachstumsmarkt für Unternehmen. Unternehmen, die in AAL investieren, haben die Möglichkeit, zukunftsweisende Geräte, Systeme und Dienstleistungen für den Weltmarkt zu entwickeln. Die Medizintechnik steht grundsätzlich unter den drei großen Trends Miniaturisierung, Computerisierung und Molekularisierung. Anders gesagt, die eingesetzten Systeme werden immer kleiner, sind an Computer angebunden und erreichen in ihrem Auflösungsvermögen die Ebene der Moleküle und Atome. Deutschland verfügt hierbei über eine sehr gut aufgestellte Industrie, die sich auf viele innovative kleine und mittlere Unternehmen stützt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) treibt sowohl auf nationaler wie auf europäischer Ebene das Thema AAL voran. So ist geplant, ab 2008 erste Ausschreibungen mit einem jährlichen Förderbudget von 50 Millionen Euro zu veröffentlichen.
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Melanie Mora, Tel. 069 6308461, melanie.mora@vde.com
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