Henry Kissinger zum Irakkrieg: Verletzungen gehen tiefer als in Vietnam
Hamburg (ots)
Der Irakkrieg wird nach Einschätzung des früheren US-Außenministers Henry Kissinger noch schlimmere Auswirkungen für die USA nach sich ziehen als der Vietnamkrieg. "Die Verletzungen durch den Irakkrieg werden noch tiefer gehen", sagt der 84-Jährige dem ZEITmagazin LEBEN. Nach dem Ende des Vietnamkriegs habe sich Südostasien stabilisiert. "Aber den Mittleren Osten zu stabilisieren ist viel schwieriger", sagt Kissinger, der für den von ihm ausgehandelten Waffenstillstand in Vietnam den Friedensnobelpreis erhielt.
Kissinger spricht sich trotz seiner Analyse gegen einen schnellen Abzug der US-Truppen aus dem Irak aus. Die Lösung müsse vielmehr politisch sein. "Selbst wenn die amerikanischen Truppen das Land vollständig verlassen würden, gingen die Kämpfe weiter. Auch der Konflikt im Mittleren Osten wäre nicht gelöst", sagt er.
Dreh- und Angelpunkt der von Kissinger geforderten politischen Lösung sei Iran. "Sehr viel dreht sich um das Verhältnis zwischen Iran und den Vereinigten Staaten." Ehe es bei Verhandlungen zwischen den beiden Ländern Fortschritte gebe, müssen nach seiner Ansicht drei Ziele erreicht werden: "Erstens müssen beide Seiten zu der Überzeugung gelangen, dass weder einer von ihnen selbst noch irgendjemand anders seine Ziele militärisch erreichen kann. Zweitens ist ein Umfeld erforderlich, in dem ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte herrscht. Drittens braucht es eine zusammenhängende, zielgerichtete und entschlossene Diplomatie. Ich denke, beide Seiten tasten sich in dieser Richtung voran", sagt der Ex-Diplomat, der heute in New York eine Beraterfirma betreibt.
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 27 vom 28. Juni 2007 senden wir Ihnen gerne zu.
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