Sibylle Havemann: "Wir sind eine beschädigte Familie"
Hamburg (ots)
Im Zusammenhang mit der Diskussion um das umstrittene Buch ihres Bruders Florian Havemann, äußert sich die Tochter des DDR-Regimekritikers Robert Havemann, Sibylle Havemann, kritisch über die eigene Familie. "Wir sind eine beschädigte Familie", sagt die 52-Jährige der ZEIT.
Die Mutter Karin von Trotha sei kühl und zurückhaltend und sehr preußisch gewesen: "Sie war so einverstanden mit dem Staat und der SED, dass sie in keinerlei Widerspruch geriet, wenn die Genossen sich mit ihr auch über private Dinge unterhalten wollten", sagt sie. Die Havemanns waren DDR-Adel, mit einer eigenen Hausangestellten, die kochte. Der Vater war zwar zum Mittagessen da, aber er schlief nicht zu Hause.
"IM Schneider" hieß die Mutter in DDR-Kreisen. Sie habe, sagt Sibylle Havemann, als ihr Bruder Florian und sie schon längst im Westen waren, auch weiter über ihre Kinder berichtet. Allerdings habe sie in ihren Berichten eher verharmlost, als habe sie gewollt, dass sie und ihr Bruder wieder in die DDR einreisen durften. "Als wir Kinder das alles nach der Wende erfahren haben, sind wir zu ihr gegangen und haben gesagt: "Wir wollen nur, dass du weißt, dass wir es wissen. Wir wollen keine Erklärung."
Über ihren Bruder Florian will Sibylle Havemann nicht sprechen und auch nicht über sein Buch über die Familie. "Unser Wohlwollen liegt bei Florian", sagt sie und meint damit auch den ältesten Bruder Frank, der 1968 wie Florian ins Gefängnis musste, weil sie beide gegen den Einmarsch der Russen in die Tschechoslowakei protestiert hatten. Frank ging in die SED und wurde Wissenschaftler; Florian ging in den Westen und wurde Künstler. Und Sibylle folgte 1977 Wolf Biermann nach Köln. "Es ging gar nicht anders, als dass wir politisiert wurden", sagt Sybille Havemann über ihre Kindheit.
Florian Havemann: "Havemann. Eine Behauptung", Suhrkamp.
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