Reinhard Mohn in der ZEIT: Niemals unter den Druck der Börse geraten!
Hamburg (ots)
Reinhard Mohn, der mächtige alte Herr von Bertelsmann, hat in einem Interview in der neuen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT klar gemacht, dass Bertelsmann sich keinesfalls unter den Druck der Börse begeben will: "Niemand außer unserer kleinen Verwaltungsgesellschaft kann hier irgendetwas bestimmen - auch nicht die Groupe Bruxelles Lambert, die nun ein Viertel der Aktien hält." Auf die Frage, ob man in drei Jahren tatsächlich Bertelsmann-Aktien an der Börse kaufen könne, antwortete Mohn: "Ich weiß es nicht." Selbst wenn die Belgier ihre Anteile an den Aktienmärkten veräußern wollten, so gelte: "Wir haben das Vorkaufsrecht."
Mohn mahnt die heutigen Topmanager vor persönlicher Eitelkeit: "Ich verstehe, dass Eitelkeit eine menschliche Eigenschaft ist. Aber ich habe sie bei Bertelsmann nie akzeptiert. Im Zielverständnis eines Unternehmens hat die Eitelkeit des Managers nichts zu suchen." Mohn kritisiert auch Unternehmer, die große Teile der Belegschaft auf einen Ruck vor die Tür setzen: "Das muss nicht sein. Wir haben flexibel zu sein, aber doch bitte so, dass wir den Menschen noch in die Augen schauen können."
Der Politik fehle es heute an Mut und an geschultem Führungsnachwuchs, meint Mohn, der am 29. Juni achtzig Jahre alt wird: "In der Politik sitzen Spezialisten, die schon fast beamtenmäßig Politik machen, anstatt mutig auf neue Vorschläge zu reagieren. Ich dachte immer, diese Aufgabe ist so komplex, die schaffst Du in Deinem Leben nicht mehr. Was fehlt ist eine entsprechende Schulung des politischen Führungsnachwuchses. Ich bin aber überzeugt, dass auch dies zu machen ist."
Besonders unzufrieden ist Mohn mit der Sozialpolitik. "Der Staat tut des Guten zuviel; die Hilfe für Langzeitarbeitslose läuft zu lange ... Der einzelne muss da Verantwortung übernehmen. Das soll nicht grausam geschehen, aber so wie bei uns heute, wo sich Millionen Menschen nicht besonders angesprochen fühlen, finde ich das nicht richtig - weder gesellschaftlich noch menschlich."
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 25/2001 mit Erstverkaufstag am Mittwoch, 13. Juni 2001, ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Interviews kann angefordert werden
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