Neue Erkenntnisse über einen der mutmaßlichen Haupttäter, Mohamed El
Amir Atta aus Hamburg
Der 33jährige steuerte vermutlich eine der
Maschinen in das World Trade Center
Hamburg (ots)
Der Wochenzeitung DIE ZEIT, die am kommenden Montag mit einer Extra-Ausgabe erscheint, liegen neue Erkenntnisse über einen der Hauptverdächtigen vor, die für die Terroranschläge vom Dienstag, 11. September, in den USA verantwortlich gemacht werden. In einem DOSSIER über den Kreis mutmaßlicher Terroristen, die in Hamburg wohnten, veröffentlicht DIE ZEIT exklusiv unbekannte Informationen über den 33-jährigen Mohamed El Amir Awad Elsayed Atta und weitere mutmaßliche Attentäter, die in Hamburg studierten. Er wird beschuldigt, am Dienstag vergangener Woche mit Komplizen eine Passagiermaschine entführt und diese als Pilot um 8.45 Uhr in den Nordturm des World Trade Centers gesteuert zu haben.
Seit 1992 und bis März dieses Jahres war El-Amir, der in Kairo geboren wurde und dort als Sohn eines gutsituierten Rechtsanwalts aufwuchs, als Student an der Technischen Universität Hamburg-Harburg eingeschrieben, 1999 diplomiert, anschließend eingeschrieben im Uniprogramm "Wissenschaftliche Weiterbildung", exmatrikuliert erst im März dieses Jahres. Von 1994 bis 1999 war El-Amir mehrmals in Syrien. In seiner Diplomarbeit bei Professor Dittmar Machule beschäftigte er sich mit der Stadterneuerung der nordsyrischen Stadt Aleppo.
Gegenüber der ZEIT beschrieb der Professor seinen ehemaligen Studenten so: Fleißig sei er gewesen, klug, zurückhaltend, kritisch, sachlich, diszipliniert, auf Uni-Feten ein seltener Gast. Nie habe er während der fast siebenjährigen Studienzeit Alkohol getrunken, nie habe der Professor ihn mit Mädchen gesehen.
Er war anderen Religionen gegenüber tolerant. Zu Hause habe der Schüler ihn nie empfangen wollen, obwohl das Verhältnis zwischen ihnen stets ungetrübt gewesen sei, sagt Machule: "Es spricht einiges dafür, dass Mohamed ein zweites Leben führte."
Einer seiner Ex-Kommilitonen schreibt ihm "ungeheure Präzision im Denken" zu, gepaart mit der Fähigkeit, bei Bedarf "geschickt und virtuos" zu reagieren, wenn es plötzlich auftretende Schwierigkeiten zu meistern galt. "Er stand den Errungenschaften der westlichen Welt spektisch gegenüber ... Die rasende, sich immer weiter beschleunigende Amerikanisierung seiner Heimat, der Einzug der Moderne in den arabischen Raum, das passte ihm nicht."
1999, als die von El-Amir frisch gegründete Islamische Arbeitsgemeinschaft einen Gebetsraum suchte, kam sein Professor Machule zu Hilfe, damals Prodekan im Bereich Bauwesen. Dieser Gebetsraum ist heute in einem Holzpavillon auf dem Gelände der Uni untergebracht und vor wenigen Tagen von Polizisten durchsucht worden. Die Islamische AG, der rund 50 Studenten vor allem arabischer Herkunft angehören sollen, steht im Verdacht, mit den Terroranschlägen in Verbindung zu stehen. Mindestens zweimal hat diese Gruppe nach Informationen der ZEIT öffentliche Diskussionen in dafür angemieteten Hörsälen der TU Harburg veranstaltet, im Februar 2000 (zum Thema "Islam und Naturwissenschaften"), und am 5. Juli dieses Jahres (zum Thema "Islam und Weltwirtschaft"). Während der letzten Veranstaltung war auch der Kanzler der TU Harburg, Dr. Jörg Severin, als stiller Zuhörer dabei, weil er den Verdacht hegte, dort könne Radikalismus propagiert werden. Der Verdacht habe sich jedoch nicht bestätigt.
Diese PRESSE-Vorabmeldung des ZEIT-Extras mit Erstverkaufstag am Montag, 17. September 2001, ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
Für Rückfragen stehen Ihnen Elke Bunse, Verena Schröder ZEIT-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Tel. 040/ 3280-217, Fax -558, e-mail:bunse@zeit.de; schroeder@zeit) gern zur Verfügung
Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell