Ex-Ölminister Jamani warnt vor Kriegsausweitung
"Wenn das
geschieht, wird das irakische Öl vom Weltmarkt verschwinden"
Hamburg (ots)
Der frühere saudi-arabische Ölminister Ahmed Saki Jamani, der vor 25 Jahren die OPEC-Politik koordinierte, hat die Anti-Terror-Koalition davor gewarnt, ihre Militärschläge über Afghanistan hinaus auszudehnen. Es werde dann zu einer "sehr ernsten Krise" kommen, sagte Jamani der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT.
Jamani, der das von ihm selbst gegründete Center for Global Energy Studies in London leitet, warnte insbesondere vor Angriffen auf den Irak. "Wenn das geschieht, wird das irakische Öl vom Weltmarkt verschwinden, immerhin 2,2 Millionen Fass pro Tag", erklärte der Saudi. Der Ölpreis werde dann "unweigerlich über 30 Dollar steigen". Saudi-Arabien, der weltweit größte Ölproduzent, sei "politisch gehemmt", die eigene Produktion zu erhöhen. Sollten "die Falken in Washington den Konflikt über Afghanistan hinausziehen", würde der gesamte Nahe Osten destabilisiert, sagte Jamani, der in den siebziger und achtziger Jahren als Vermittler zwischen der Opec und dem Westen fungierte.
Jamani stellte in dem Gespräch mit der ZEIT auch in Frage, dass Osama bin Laden der alleinige Urheber der Terroranschläge von New York und Washington ist: "Ich habe starke Zweifel, ob bin Laden fähig ist, einen solch komplizierten Plan zu organisieren". Vielleicht habe bin Laden die Terroranschläge finanziert; aber da müsse noch "eine andere Größe sein in der Rechnung". Jamani sagte der ZEIT, er halte das ungelöste Palästina-Problem für eine tiefere Ursache des Terrorismus. "Wer den Terrorismus bekämpfen will, muss hier ansetzen." Amerika müsse jetzt eingreifen und Israel sagen: "Genug ist genug."
Das komplette ZEIT-Interview (DIE ZEIT Nr. 42, EVT 11.10.2001) zu dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Für Rückfragen melden Sie sich bitte bei Elke Bunse oder Verena Schröder ZEIT-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Tel. 040/ 3280-217, -303, Fax 040/ 3280-558, e-mail: bunse@zeit.de, schroeder@zeit.de)
Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell