Pierre Nora: "Der Algerienkrieg war unser Sezessionskrieg"
Hamburg (ots)
"In Sachen Vichy hat der französische Staat jahrzehntelang starr und stur gelogen. Er hat seine eigene Verantwortung geleugnet" sagt der französische Historiker Pierre Nora in der neuen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT. "Was heute an den Tag drängt und im Bewusstsein rumort, ist weniger die Grausamkeit des Krieges denn die von Staats wegen geduldeten Verbrechen, die Unrechtsjustiz, die Folter und die Vergewaltigungen. Der französische Staat hat Verbrechen geschehen lassen, von denen wir alle gewusst haben. Das macht die Sache so peinlich."
"Der Algerienkrieg war unser Sezessionskrieg" sagt Nora. Dass über ihn erst vierzig Jahre nach seinem Ende diskutiert wird, liege an "den handelnden Personen von damals, die wissen, dass sie die Bühne verlassen werden. Sie empfinden das Bedürfnis, Zeugnis abzulegen".
Pierre Nora: "Die Archive öffnen sich und eine neue Generation von Historikern des Algerienkrieges wird geboren ... wenn es irgend eine Lücke gibt, wird es jetzt bald Prozesse geben ... Wir leben in einer Zeit der Verrechtlichung des Umgangs mit der Vergangenheit." Nora ist der Meinung, "dass eine Rede viel bewirken könnte und dass Chirac der richtige Mann dafür wäre ... Er müsste sein Herz sprechen lassen, ein Lehrstück in tiefer Aufrichtigkeit. Aber der Wahlkampf ist eine schlechte Zeit für solch eine heikle Übung."
Das komplette ZEIT-Interview (DIE ZEIT Nr. 12, EVT 14.03.2002) zu dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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