Helmut Schmidt: Ver.di schadet dem Gemeinwohl
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Hamburg (ots)
Der komplette ZEIT-Beitrag (DIE ZEIT Nr. 3, EVT 09. Januar 2002) liegt als Dokument in der digitalen Pressemappe zum Download vor.
Mit schweren Vorwürfen an die Adresse der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat sich Altkanzler Helmut Schmidt in den Tarifstreit im öffentlichen Dienst eingeschaltet. Ver.di vertrete "allein die Interessen ihrer im aktiven Dienst befindlichen Mitglieder", schreibt Schmidt im Leitartikel der neuesten Ausgabe der ZEIT. "Die Arbeitslosigkeit dagegen liegt nicht in ihrem Blickfeld. Und auch nicht das Gemeinwohl." Sollte es im laufenden Konflikt tatsächlich zu einem mehrwöchigen Streik im öffentlichen Dienst kommen, fordert Schmidt die Aufkündigung der Flächentarifverträge durch Bund und Länder. Dieses System lasse "fast keinerlei Raum für örtlich erstrebenswerte, einvernehmliche Verträge. Wohl aber trägt es dazu bei, verbandliche und bürokratische Macht zu zementieren."
Schmidt spricht sich gegen eine vorbehaltlose Anhebung der Ost-Löhne und -gehälter des öffentlichen Dienstes auf Westniveau aus und plädiert für einen Tarifabschluss in Höhe des Inflationsausgleichs.
Der Altkanzler erinnert an die Tarifauseinandersetzungen der 70er Jahre. Seinerzeit habe er die Streikdrohungen des damaligen ÖTV-Chefs Heinz Kluncker mit einer Gegendrohung beantwortet: "Ich kann Dich nicht hindern, wochenlang die Mülltonnen überlaufen zu lassen. Aber dann gehe ich ins Fernsehen und erkläre dem deutschen Volke, dass Du als Oberschwein für die Schweinerei vor den Haustüren verantwortlich bist." Anschließend, so Schmidt, sei es zu einem finanzwirtschaftlich vertretbaren Abschluss gekommen.
Trotz seiner Kritik unterstreicht Schmidt die Bedeutung der freien Gewerkschaften: "Ich zahle meinen Gewerkschaftsbeitrag seit meinem Eintritt ins Berufsleben. Aber ich halte nichts davon, die Bürger insgesamt zu erpressen."
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