Kriminologe Pfeiffer: Staatsanwälte müssen Kirche kontrollieren
Hamburg (ots)
Der Kriminologe Christian Pfeiffer fordert in einem aktuellen Beitrag in der Wochenzeitung DIE ZEIT, deutsche Staatsanwaltschaften müssten aktiv gegen die Vertuschung des Missbrauchs in der katholischen Kirche vorgehen. "Wieso gab es seit 2010 nicht zahlreiche Hausdurchsuchungen in deutschen Bistümern zu den Inhalten der sogenannten Giftschränke?", schreibt der ehemalige Justizminister des Landes Niedersachsen. "Wieso leiteten Staatsanwälte keine polizeilichen Ermittlungen gegen Bistümer ein? Warum reichten all die Berichte der Opfer und die Hinweise auf Aktenvernichtungen nicht für Durchsuchungsanordnungen?"
Pfeiffer kritisiert die deutsche Justiz, sie sei "mit den Kirchen so umgegangen, wie man eine Kirche betritt - leise, respektvoll, auf Zehenspitzen." Er warnt: "Diese Leisetreterei muss aufhören!". Die Machtprobe, ob ein Staatsanwalt an den bischöflichen Giftschrank gelange, stehe noch aus.
Pfeiffer selbst wollte im Jahr 2011 den sexuellen Missbrauch und seine Vertuschung in deutschen Diözesen erstmals systematisch erforschen. In der ZEIT beklagt er massive Widerstände aus den Bistümern, "vor allem aus München und Regensburg". Pfeiffer greift Kardinal Marx persönlich an: Dieser gehöre "zu einer männlichen Machtelite, die unfähig scheint, Verzeihen zu ermöglichen durch das Eingestehen konkreter eigener Fehler."
Zur bevorstehenden Veröffentlichung einer neuen Missbrauchsstudie zum Erzbistum München und Freising erklärt Pfeiffer, er sei skeptisch, ob die Wahrheit nun ans Licht komme: "Ich erinnere mich noch an die Gerüchte, auch Joseph Ratzinger habe Priester, die Missbrauch begingen, versetzt. Es hieß, der deutsche Papst, damals noch im Amt, müsse unbedingt geschützt werden."
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