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DIE ZEIT

ZEIT Forum der Wirtschaft: Euro(pa) wird erwachsen
Altkanzler Schmidt und EZB-Präsident Trichet zur EU-Osterweiterung

Hamburg (ots)

"Euro(pa) wird erwachsen" lautete das Thema des
gestrigen ZEIT Forums der Wirtschaft an der Ruhr Universität Bochum.
Altkanzler Helmut Schmidt und Jean-Claude Trichet, Präsident der
Europäischen Zentralbank (EZB), folgten der Einladung der ZEIT
unmittelbar vor dem historischen Moment, wenn die Europäische Union
am  1. Mai um zehn Staaten wächst. Vor 1.700 Gästen moderierte Josef
Joffe, Chefredakteur und Mitherausgeber der ZEIT, die Diskussion.
Skeptisch, aber nicht pessimistisch
Helmut Schmidt hat in seiner langen politischen Karriere
entscheidend dazu beigetragen, den Euro auf den Weg zu bringen: vor
allem in seiner Zeit als Bundeskanzler in den späten 70er-Jahren
zusammen mit dem französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard
d'Estaing. Schmidt selbst sehe sich als jemand, der seit knapp 60
Jahren europäisch denkt und handelt. Umso skeptischer sei er jedoch,
was die kommende EU-Osterweiterung betrifft - "skeptisch, aber nicht
pessimistisch", so Schmidt. Deutschland und die europäischen Staaten
hätten in den vergangenen Jahrzehnten stets "Schritt für Schritt"
agiert, um die EU langsam zu erweitern, und "nicht zehn Schritte auf
einmal gemacht", sagte er mit Blick auf den 1. Mai. "Wir konnten die
Europäische Union auch nicht über Nacht gründen", so Schmidt, "neue
Mitglieder brauchen Zeit." Zeit, sich zu integrieren, und Zeit, sich
an die Mitarbeit in internationalen Institutionen, zum Beispiel im
EU-Parlament, der Kommission und im Ministerrat zu gewöhnen.
Mindestens zehn Jahre dauere dieser Prozess: Schmidt warnte davor,
dies beschleunigen zu wollen: Vor dem Jahr 2014 dürfe die EU nicht
weiter wachsen, so sein Fazit.
Eine historische Chance
Um die Auswirkungen der kommenden EU-Osterweiterung auf den Euro
ging es in den Ausführungen des obersten europäischen Währungshüters.
Trichet erläuterte zunächst den Grundgedanken und das Prinzip der
gemeinsamen Währung: Als "benchmark of the best" sei der Euro schon
bei seiner Geburt an den stabilsten europäischen Währungen orientiert
gewesen, nie am Durchschnitt. Seine noch kurze "Erfolgsgeschichte"
bestätige dies, der Euro sei bereits heute wertvoller, als es die
Deutsche Mark oder der Französische Franc jemals waren. Alle
kommenden neuen EU-Mitglieder hätten zugleich die Option, langfristig
der Euro-Zone beizutreten, so Trichet - und er betonte in diesem
Zusammenhang ebenfalls den Faktor Zeit. Denn es gibt eine Vorstufe,
den "Wechselkursmechanismus", in der sich zum Beispiel gerade die
Dänische Krone befindet. "In einem Jahr sehe ich dort die Krone und
die Anzahl X an Währungen aus den neuen EU-Mitgliedern", so Trichet,
wobei er keine Präferenzen für bestimmte osteuropäische Währungen
habe. Die EU-Osterweiterung sei eine historische Chance, die man
nutzen müsse, betonte Trichet. Zugleich wies er Kritik zurück, der
Euro und die Europäische Gemeinschaft würden durch die große Zahl an
neuen EU-Mitgliedern geschwächt: Die zwölf Staaten der Euro-Zone
repräsentieren 80 Prozent der Bevölkerung der neuen großen EU. Den
Euro-Kritikern gab er im englischsprachigen Forum mit auf den Weg:
"Don't underestimate the course of history, when history starts to
move."

Kontakt:

Iliane Weiß
DIE ZEIT Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 040 / 32 80 - 344
Fax: 040 / 32 80 - 588
E-Mail: weiss@zeit.de

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