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DIE ZEIT

Abschied vom Missing Link - Der aufrechte Gang wurde mehrfach erfunden

Hamburg (ots)

Der Fund eines 13 Millionen Jahre alten Uraffen in
Spanien sorgt für hitzige Debatten in der Fachwelt. Von einigen
Forschern wird Pierolapithecus als lang gesuchtes Missing Link
gefeiert - als der erste moderne Menschenaffe. Der Frankfurter
Paläoanthropologe Friedemann Schrenk hingegen hält das Konzept des
Missing Links grundsätzlich für fragwürdig. Der ZEIT sagt er: "Ein
Missing Link ist ein Fundstück, das man sich vorstellt, weil man es
nicht hat: Es soll eine prominente Lücke im Stammbaum füllen."
Sobald man so ein Stück ausgrabe, verändere sich jedoch der
Erkenntnisstand so, dass die Lücke nun eine ganz andere sei. "Das
Konzept stammt aus einer Zeit, in der man mehr Lücken als Fossilien
hatte. Man sollte den Begriff ersatzlos streichen." Für genau so
überholt hält Schrenk die Vorstellung von einem Hominiden-Stammbaum,
an dem an jeder Abzweigung ein exakt definierbarer Ahn sitzt: "Heute
kennt man viele geografische Varianten, die in einem komplexen
Beziehungsnetz zueinander stehen. Mittlerweile sehen wir, dass es auf
jeder Stufe der Entwicklung gleichzeitig mehrere Formen gegeben hat.
Daher sind nicht nur Alter und Anatomie der Funde wichtig, sondern
auch ihre Verbreitung."
Der Stammbaum des Menschen gleiche vielmehr einem wuchernden
Busch: "Tatsächlich haben wir vor sechs bis acht Millionen Jahren
drei verschiedene Gattungen frühester Hominiden", sagt Schrenk. "Alle
drei repräsentieren - das zeigen bestimmte Merkmale -möglicherweise
den Beginn des aufrechten Gangs." Der aufrechte Gang ist demnach im
Laufe der menschlichen Entwicklung nicht nur einmal, sondern
vermutlich gleich mehrfach an verschiedenen Orten Afrikas erfunden
worden.
Das komplette Interview aus der ZEIT Nr. 49 vom 25.11.2004
stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Elke Bunse, DIE ZEIT
Presse-und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.: 040/3280-217, Fax:
040/3280-558, E-Mail:  bunse@zeit.de)

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