Kunsthistoriker van de Wetering beklagt ernsthafte Fehler in der Rembrandt-Forschung
Hamburg (ots)
In der Rembrandt-Forschung der vergangenen Jahre sind "einige ernsthafte Fehler gemacht worden", sagt Ernst van de Wetering, der weltweit führende Rembrandt-Forscher in der ZEIT. Anfangs sei vermutet worden, "es seien viele Fälschungen im Umlauf. Die Naturwissenschaft lehrte uns dann, dass es überhaupt keine Fälschungen gab. Es dauerte lange, das zu verarbeiten. Trotzdem war aus stilistischen Gründen klar, dass nicht all diese Bilder von ein und demselben Mann stammen konnten. Deshalb befassen wir uns bis heute sehr intensiv mit Rembrandts Werkstatt und mit Rembrandts Unterricht. Da wurde natürlich kopiert." Mittlerweile sei die Forschung aber davon abgekommen, die Bilder streng nach ihrer vermuteten Echtheit zu kategorisieren. "Weil es Sicherheit nicht wirklich gibt. Es gibt nur Meinungen, die man so gut wie möglich begründet", sagt van de Wetering.
Der Forscher äußert sich auch zu Irrtümern in der Rezeption von Rembrandts Werk. "Es gibt viele Missverständnisse, zum Beispiel was seine 31 radierten Selbstbildnisse angeht. Meine These ist, dass es eigentlich nur vier offizielle Selbstbildnisse sind." Daneben gebe es Bilder, die "schief gegangen" oder lediglich "Übungen" des Autodidakten Rembrandts seien, "um sich die Radiertechnik anzueignen". Van de Wetering: "Heute gilt der ungeheure Variantenreichtum als ein Beleg für Rembrandts enorme Freiheit. Das ist ein Fehlschluss."
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 29 vom 13. Juli 2006 senden wir Ihnen gerne zu.
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