Komponist Rihm beklagt Unterhaltungskultur
Hamburg (ots)
Wolfgang Rihm, einer der bedeutendsten lebenden Komponisten Deutschlands, hat die "Vorherrschaft des Entertainments" kritisiert. In einem Gespräch mit der ZEIT beklagt er eine neue "Sprachfeindlichkeit", die in der Gegenwart Einzug halte. "Als Komponist erlebt man das ja noch mehr als ein Schriftsteller. Man ist der Unterhaltungswelt ausgeliefert und bekommt aus deren Kathedralen ständig mitgeteilt, dass auf ihrer Seite die demokratische Mehrheit zu finden sei. Heute ist das Entertainment heilig gesprochen, man darf schon gar nicht mehr sagen, dass einen das nicht interessiert. Sonst ist man undemokratisch ... Letztlich wird aus dieser Sphäre heraus auch ein neues Menschenbild gefordert. Man wird zur Abgabe der Organe für die Wahrnehmung des anderen aufgefordert. Das hat schon seine Frankenstein-Qualitäten." Gerade in der Musik werde die Behauptung, die Wahrheit sei dort, wo die Mehrheit ist, "zementiert".
Zum Amtsantritt von Kent Nagano an der Bayerischen Staatsoper wird am Wochenende Wolfgang Rihms Monodram "Das Gehege" uraufgeführt. Der Text beruht auf der letzten Szene des Dramas "Schlusschor" von Botho Strauß.
Das komplette ZEIT-Interview aus der ZEIT Nr. 44 vom 26. Oktober 2006 senden wir Ihnen gerne zu.
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