Von Nerven, Sinnen ... und Charly Körbel. Neue Dauerausstellung über die Geheimnisse der Gehirne von Menschen und Tieren ab dem 26.03.2025 im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt
Frankfurt/Main (ots)
Es hält uns am Leben und formt unsere Träume, Ängste und Wünsche - unser gesamtes Bewusstsein. Ein organisches Meisterwerk, dessen erstaunliche Leistung wir uns nur selten bewusst machen. Die neue Dauerausstellung "Gehirne" im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt gibt ab dem 26. März 2025 die Gelegenheit, tief in das rätselhafte Universum des wohl komplexesten Organs einzutauchen, das unser Handeln und Fühlen lenkt. Das Grundkonzept der Ausstellung stammt von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, die sie mit rund einer Million Euro finanziert hat. Auf 200 Quadratmetern werden über 120 Exponate zum Thema Gehirne von Menschen und Tieren auf einer Entdeckungstour der besonderen Art gezeigt: In der Schau treffen die Erkenntnisse der Neuro- und Naturwissenschaften auf das ganz konkrete Beispiel der Leistungen des Gehirns beim Fußballsport und die Interpretation des Themas aus der Perspektive des Künstlers Tim Berresheim.
Die Büste der Eintracht-Legende Karl-Heinz "Charly" Körbel steht als erstes Highlight am Eingang der neuen Dauerausstellung. Doch nicht nur sein Gesicht begrüßt die Besuchenden. Die Skulptur zeigt neben der äußeren Erscheinung auch innere Strukturen wie Gesichtsmuskeln, Augen, Adern, und Nerven. Der Künstler Tim Berresheim hat sie geschaffen und dafür Daten eines MRT-Scans von Körbels Gehirn sowie Aufnahmen per Fotogrammetrie und strukturierte Lichtscans genutzt. "Es ist eine große Ehre, dass mein Gehirn als Teil dieser spannenden Ausstellung präsentiert wird", erklärt Bundesliga-Rekordspieler KarlHeinz "Charly" Körbel und sagt weiter: "Fußball erfordert eine ständige Interaktion zwischen Körper und Geist, und ich freue mich, dass die Ausstellung das komplexe Zusammenspiel von beidem so eindrucksvoll zeigt."
"Das Gehirn ist der Schlüssel zu allem, was wir tun, denken und fühlen. Die Ausstellung bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Gehirne von Menschen und Tieren aus verschiedenen Perspektiven zu erleben und vereint wissenschaftliche und künstlerische Ansätze," erklärt Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt. "Es ist uns eine Freude, dass wir in Kooperation mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, einem der größten privaten Förderer der Hirnforschung in Deutschland, und mit dem Künstler Tim Berresheim dieses Thema auf so vielseitige Weise präsentieren können," ergänzt Dr. Eva Roßmanith, kommissarische Museumsleiterin.
"Die Hirnforschung ist ein dynamisches und spannendes Feld, das uns immer wieder neue Einsichten über das menschliche Gehirn und seine erstaunlichen Fähigkeiten bietet. Wir freuen uns, zu der Ausstellung beizutragen, das Bewusstsein für die Bedeutung der Gehirnforschung zu stärken und gleichzeitig das Interesse der Öffentlichkeit für dieses faszinierende Organ zu wecken", sagt Dr. Astrid Proksch, Geschäftsführerin "Gehirn erforschen" der Gemeinnützigen Hertie Stiftung.
Besuchende erfahren in der Ausstellung, wie das Gehirn aufgebaut ist und welche Funktionen es übernimmt. Anschauliche Modelle und Animationen vertiefen das Verständnis für das Zusammenspiel der verschiedenen Gehirnbereiche. So erklären Darstellungen und Exponate, wie die Großhirnhälften unsere einzigartigen kognitiven Fähigkeiten wie Sprache und Kreativität steuern, während das Kleinhirn für die Motorik und das Gleichgewicht zuständig ist. Der Hirnstamm, als "Lebenszentrale", sorgt für grundlegende Körperfunktionen wie Atmung und Herzschlag. "Die Ausstellung vermittelt so eindrucksvoll, wie das Gehirn als unglaublich komplexes Netzwerk in jeder Sekunde Hochleistung erbringt," erläutert Kurator Maximilian Bugert und fährt fort: "Mikroskopisch kleine Neuronen und Gliazellen sind die Hauptakteure im Nervensystem. Neurone leiten elektrische Signale und bilden Netzwerke für Wahrnehmung, Motorik und Emotionen. Gliazellen unterstützen die Reizübertragung und -leitung und sind an der Immunabwehr im Gehirn beteiligt. Besuchende erfahren mehr über die verschiedenen Typen von Zellen im Nervensystem und deren Funktionen." Ein imposantes Modell eines - vielfach vergrößerten - Neurons gibt faszinierende Einblicke in die winzigen Details der Gehirnstruktur.
Das Gehirn in Aktion können die Besuchenden in einem virtuellen Stadion erleben. Sie schlüpfen hierfür in die Rolle von Charly Körbel und agieren mit einem Avatar des Fußballspielers auf dem Spielfeld. "Hier kann man nachvollziehen, was im Gehirn eines Spielers passiert, wenn er einen Ball schießt, die Jubelrufe des Publikums hört oder der Schiedsrichter pfeift," sagt Kuratorin Adela Kutschke und ergänzt: "Diese interaktive Station verdeutlicht, wie Wahrnehmung, Emotionen und Reaktionen im Gehirn miteinander verknüpft sind."
Die Vielfalt der Gehirne und deren evolutionäre Entwicklung ist ein weiteres Thema der Ausstellung. Besuchende erfahren, wie sich das menschliche Gehirn im Vergleich zu den Denkapparaten anderer Lebewesen entwickelt hat. Im Zentrum stehen die erstaunlichen Sinneswahrnehmungen und Nervensysteme von Tieren, die ihnen außergewöhnliche Verhaltensweisen ermöglichen. So werden unter anderem das Gehirn der Silberameise (Cataglyphis bombycina), der Infrarotsinn der Lanzenotter (Bothrops jararacussu) oder das "dritte Auge" des Nilwarans (Varanus niloticus) vorgestellt.
Die Ausstellung beleuchtet auch, wie sich das Gehirn im Laufe eines Lebens verändert - vom Säuglingsalter bis ins hohe Alter. Sie zeigt, wie das Gehirn in den frühen Jahren lernt, sich entwickelt und an neue Herausforderungen anpasst. Ein großformatiges Konnektom-Modell visualisiert die Komplexität der neuronalen Verbindungen, die das menschliche Gehirn im Laufe der Zeit immer weiter ausbildet und verfeinert.
Der Künstler Tim Berresheim interpretiert das Thema Gehirne mit großen Wandgestaltungen, Ausstellungsmaskottchen sowie digitalisierten und rematerialisierten Erinnerungsstücken aus der Fußballkariere von Charly Körbel. "Durch den gestalterischen Ansatz wird die Komplexität des Themas "Gehirne" in einen vertrauten Kontext gesetzt. Die persönliche Geschichte Charly Körbels wird zum narrativen Element, das wissenschaftliche Inhalte zugänglich macht," erläutert der Künstler und ergänzt: "Diese Verbindung von Wissenschaft und Kunst schafft einen einzigartigen Raum für Reflexion und Diskussion über das Gehirn und seine Bedeutung."
Die Ausstellung "Gehirne" ist ab dem 26. März 2026 im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt zu sehen. Weitere Informationen zu Öffnungszeiten und Ticketbuchungen sind auf der Website des Museums zu finden: museumfrankfurt.senckenberg.de
Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und erforscht seit über 200 Jahren weltweit das "System Erde" - in der Vergangenheit, der Gegenwart und mit Prognosen für die Zukunft. Wir betreiben integrative "Geobiodiversitätsforschung" mit dem Ziel die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Zudem vermittelt Senckenberg Forschungsergebnisse auf vielfältige Art und Weise, vor allem in den drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden. Die Senckenberg Naturmuseen sind Orte des Lernens und Staunens und sie dienen als offene Plattformen dem Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft - inklusiv, partizipativ und international. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.
Über die Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Die Arbeit der Hertie-Stiftung konzentriert sich auf zwei Leitthemen: "Gehirn erforschen" und "Demokratie stärken". Die Projekte der Stiftung setzen modellhafte Impulse innerhalb dieser Themen. Im Arbeitsgebiet "Gehirn erforschen" steht die Funktionsweise des Gehirns und die Bekämpfung seiner Erkrankungen im Mittelpunkt. Schwerpunkte bilden die Förderung klinischer Hirnforschung und Projekte im Bereich der Grundlagenforschung sowie die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Darüber hinaus unterstützt die Stiftung neurowissenschaftliche Initiativen für innovative Forschungs-, Bildungs- und Kommunikationsformate. Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung wurde 1974 von den Erben des Kaufhausinhabers Georg Karg ins Leben gerufen und ist heute eine der größten weltanschaulich unabhängigen und unternehmerisch ungebundenen Stiftungen in Deutschland. Der Name "Hertie" geht zurück auf Hermann Tietz, Mitbegründer des gleichnamigen Warenhauskonzerns zum Ende des 19. Jahrhunderts. www.ghst.de
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