BDU Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen
BDU-Studie: Frühwarnindikatoren für den Mittelstand in Baden-Württemberg
Frühwarnsysteme in Unternehmen sind Mangelware
Bonn/Freiburg (ots)
Nur jedes zweite Unternehmen setzt gezielt auf frühzeitige Informationen in der Krisenprävention - Bedeutung der Indikatoren
von Finanzwirtschaft, Unternehmensstrategie und Marktumfeld besonders hoch
Unternehmen in Baden-Württemberg sind nur unzureichend auf Krisensituationen vorbereitet. Nur etwa die Hälfte (57 Prozent) verfügt über ein professionelles Frühwarnsystem. Der gezielte Einsatz von Frühwarn-Systemen in den Unternehmen gilt aber unter Experten als wichtigstes Managementinstrument, um frühzeitig Risikofaktoren identifizieren und Schwachstellen beheben zu können. Dies ist das Fazit einer Befragung zum Thema "Frühwarnindikatoren für den Mittelstand", die der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. mit seinem Regionalarbeitskreis (RAK) Baden-Württemberg durchgeführt hat. Befragt wurden 8.000 - überwiegend mittelständische - Unternehmen, Berater, Banken, Lehr- und Forschungsinstitutionen in Baden-Württemberg, rund 420 Antworten konnten bei der Auswertung berücksichtigt werden. Für den Vorsitzenden des BDU-RAK Baden-Württemberg Roland Fausel kommen die Befragungsergebnisse nicht überraschend: "Gerade Mittelständler erheben viel zu selten unternehmensrelevante Kennzahlen, um mittel- bis langfristige Aussagen treffen zu können. Viele Firmenpleiten könnten aber durch gezieltes und frühzeitiges Gegensteuern vermieden werden." Trotz der existierenden Anforderungen - beispielsweise durch Banken bei der Unternehmensfinanzierung - sei bei den KMU noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, damit sie aussagekräftige Frühwarnsysteme einführten.
Zum Zeitpunkt der Befragung gaben nur 57 Prozent aller Unternehmen an, dass sie Frühwarnindikatoren einsetzen. Bei den Unternehmen mit weniger als 15 Millionen Euro Umsatz betrug der Anteil sogar nur 48 Prozent. Weitsichtiger wird in größeren Unternehmen gearbeitet. 70 Prozent der Unternehmen mit einem Umsatz größer als 15 Millionen Euro verfügen hier über Frühwarninstrumente. Bei den Personengesellschaften sind es lediglich 45 Prozent und bei den Kapitalgesellschaften 62 Prozent. Fausel: "Noch zu viele Unternehmer oder Manager empfinden das Risikomanagement eher als Last, denn als strategischen Erfolgsfaktor. Wollen sie aber eine fundierte Grundlage für mehr Transparenz oder tragfähige Entscheidungen, so führt kein Weg an geeigneten Frühwarnindikatoren vorbei."
Auf einer Bewertungs-Skala (von 1= unwichtig bis 4= sehr wichtig) beurteilten die Befragten die Bedeutung von Frühwarnindikatoren in sechs unterschiedlichen Unternehmensbereichen. Cashflow (Finanzwirtschaft) mit 3,58 Punkten, Mitarbeiterkompetenz (Unternehmensstrategie) mit 3,49 Punkten, Zahlungsverhalten der Kunden (Markt, Umfeld und Branche) mit 3,39 Punkten, Auftragseingang (Leistungswirtschaft) mit 3,50 Punkten, Betriebsklima (Personal) mit 3,45 Punkten und Verfügbarkeit von Daten oder Dienstleistungen (Informationstechnik) mit 3,37 Punkten erhielten hier die besten Noten.
Insgesamt wird den finanzwirtschaftlichen und unternehmensstrategischen Frühwarnindikatoren die größte Bedeutung beigemessen. Unter den Top Ten mit den höchsten Bewertungen finden sich daher auch ausschließlich Kennzahlen aus diesen beiden Bereichen. Weit abgeschlagen auf dem letzten Platz landete bei der Befragung die Informationstechnik (1,91). Im Bereich der Finanzen schafften es der Cashflow (3,58) und die Umsatzrentabilität (3,40) auf die vordersten Plätze. Abgeschlagen auf dem letzten Rang landete die Kennzahl Lieferantenziel mit 2,81 Punkten. Auch die Eigenkapitalquote, eine der wichtigen Kennzahlen in den Ratinganforderungen der Banken, erhielt mit 3,17 Punkten - und besonders von den Unternehmen - eine niedrige Bewertung. Erklärung: Kurzfristig beeinflussbare Indikatoren werden für wichtiger gehalten als solche, die nur über einen längeren Zeitraum zu steuern sind. Nimmt man alle befragten Zielgruppen zusammen, dann werteten die Befragten im Bereich der Unternehmensstrategie die Mitarbeiterkompetenz (Leistungsbereitschaft, Fach- und Sozialkompetenz) mit 3,49 Punkten sowie das Führungsverhalten (z.B. Zielorientierung, Motivation oder Kommunikation) mit 3,43 Punkten als besonders wichtig. Der Nachfolgeplanung wurde die geringste Bedeutung in der Unternehmensstrategie zugewiesen. Allerdings streute die Meinung hier innerhalb der Zielgruppen außerordentlich. Während Banken und Berater rechtzeitige und gut vorbereitete Nachfolgeregelungen in den Unternehmen sehr begrüßen, besitzt das Thema in den Unternehmen selbst den geringsten Stellenwert.
Zur Studie: Die Untersuchung zur Bedeutung der Frühwarnindikatoren erfolgte in Anlehnung an den Deutschen Rechnungslegungsstandard zur Risikoberichterstattung. Hierbei werden Markt-, Umfeld- und Branchen-Frühwarnindikatoren sowie unternehmensstrategische, leistungswirtschaftliche, personelle, informationstechnische und finanzwirtschaftliche Frühwarnindikatoren berücksichtigt. Der größte Rücklauf erfolgte aus den Branchen Metallerzeugung/-verarbeitung und Maschinenbau. Zur Zeit der Befragung befanden sich 50% der Unternehmen in der Expansions-, 39% in der Stagnations- und 8% in der Rezessionsphase. Die restlichen 3% waren erst vor kurzem gegründet worden. Projektleitung: Günter Monjau, RMC Risk Management Consulting GmbH, Badenweiler und Detlef Stachel, Stachel Mittelstands-Beratung, Müllheim.
Eine Kurzauswertung der Studie ist im Internet unter www.rak-bw.bdu.de veröffentlicht. Die Vollversion kann zum Preis von 50 Euro zzgl. MwSt. bestellt werden bei:
BDU Servicegesellschaft für Unternehmensberater mbH, Ulrike Hauschild, Tel.: 0228/9161-18 oder per eMail: hau@bdu.de oder unter www.rak-bw.bdu.de
Im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. sind zur Zeit rund 15.200 Unternehmensberater und Personalberater organisiert, die sich auf 520 Management-, IT- und Personalberatungsfirmen verteilen. Die Mitgliedsunternehmen erzielten 2004 einen Gesamtumsatz von drei Milliarden Euro. Im BDU Regionalarbeitskreis Baden-Württemberg sind zur Zeit rund 30 Beratungsgesellschaften organisiert, die mit ihren Beratungsangeboten die vielfältigen Bereiche von der Strategieberatung über das Personalmanagement bis hin zur operativen Unternehmensentwicklung abdecken.
Weitere Informationen erhalten Sie bei: Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. Klaus Reiners (Pressesprecher) Zitelmannstraße 22, 53113 Bonn Tel.: 0228/9161-20 und eMail: rei@bdu.de
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