"Ein Teamkonflikt fängt oft mit einem Missverständnis an" - Managementtrainerin und Sachbuchautorin Hedwig Kellner im Interview
Hamburg (ots)
Konflikte innerhalb eines Teams vergiften die Stimmung und mindern die Leistung. Die Zusammenarbeit der einzelnen Teamplayer klappt nicht mehr reibungslos. Der Informationsfluss kommt ins Stocken. Die Stimmung ist gereizt. Die Motivation sinkt. Eine Herausforderung für jeden Projekt- oder Teamleiter - erst recht, wenn er keine Weisungsbefugnis hat. Wie Unstimmigkeiten im Vorfeld zu erspüren sind und wie man die Gratwanderung zwischen Führungsposition und Kollegenstatus souverän meistert, verrät Managementtrainerin Hedwig Kellner im Gespräch mit Media Workshop. Als Referentin leitet sie am 13. und 14. April 2016 das zweitägige Praxisseminar "Führen ohne Vorgesetztenfunktion" in Hamburg.
Alle Infos zum Media Workshop "Führen ohne Vorgesetztenfunktion" sowie die Möglichkeit zur Anmeldung: http://www.media-workshop.de/PM/2409
Media Workshop: Frau Kellner, Sie trainieren Führungskräfte und Teamleiter unter anderem im Umgang mit Konflikten. Um welche Art von Konflikten geht es dabei?
Hedwig Kellner: Große Konflikte oder heftige Auseinandersetzungen gibt es in Teams zum Glück nur selten. In der Regel handelt es sich eher um Rivalitäten oder verletzte Gefühle, um Missverständnisse oder einfach Verärgerungen. Typische Beispiele: Ein Mitarbeiter fühlt sich unfair behandelt, weil ihm die Schuld für eine Panne zugeschoben wird. Eine Kollegin fühlt sich von der anderen durch ewiges Einmischen dominiert. Oder: Kollegen haben das Gefühl, dass sie für Drückeberger mitarbeiten müssen. Dahinter steckt oft die Frage: Wer muss sich von wem etwas sagen lassen? Wer hält sich nicht an Vereinbarungen, oder wer verschafft sich auf Kosten von Kollegen Vorteile? Hinzu kommen individuell unterschiedliche Auffassungen über Perfektion, Ordnung am Arbeitsplatz, Art und Weise der Aufgabenerledigung oder Termintreue. Für die Führungskraft und die unbeteiligten Teamkollegen bedeuten Konflikte Stress. Und Stress mindert die Produktivität.
Media Workshop: Wie erkennt man denn, dass sich Widerstände anbahnen?
Hedwig Kellner: Jede Verhaltensänderung im Team kann Anzeichen für einen sich anbahnenden Konflikt sein. Wo es vorher noch gut mit Absprachen und Informationsfluss klappte, heißt es plötzlich "Hat mir keiner gesagt", oder "Hat mich ja keiner gefragt." Wo vorher Kollegen die Mittagspause zusammen verbrachten, ziehen sich einzelne neuerdings zurück und "schotten sich ab". Spätestens jetzt sollte eine Führungskraft aufhorchen. Und dann natürlich die allgemeine Stimmung. Ein konfliktfreies Team geht ernsthaft engagiert der Arbeit nach. Es entspannt sich im Laufe des Tages aber immer wieder durch gemeinsames Lachen. Wo unterschwellige Konflikte das Klima beeinträchtigen, sind die Mitarbeiter zu ernst, wenn nicht sogar "verbissen" bei der Arbeit. Ein Zeichen für den Teamleiter, dass sich die Personen miteinander nicht mehr wohlfühlen.
Media Workshop: Es gibt das Sprichwort "Vieles erledigt sich von selbst." Was halten Sie davon?
Hedwig Kellner: Nicht zu Unrecht sagen die Engländer "Least said soonest mended" (Reden ist Silber, Schweigen ist Gold). In der Tat kann man so manchen Konflikt auch mal aussitzen. Wenn sich beispielsweise ein neues Team erst einmal "zusammenraufen" muss. Je weniger die Führungskraft sich da einmischt, desto schneller findet jedes Teammitglied innerhalb der Gruppenstruktur seinen eigenen Platz. Voraussetzung ist allerdings, dass die Beteiligten eine grundsätzliche Bereitschaft zu Fairness und den Willen zum gemeinsamen Erfolg mitbringen. Ansonsten gilt die Regel: Probleme und Spannungen nicht sich selbst überlassen, sondern managen.
Media Workshop: Was bedeutet das konkret?
Hedwig Kellner: Eine wichtige Führungsaufgabe ist das Konfliktmanagement. Hierzu gehören folgende drei Faktoren: Das Vermeiden von vermeidbaren Konflikten nach dem Motto: "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt." Dazu muss jede Führungskraft das psychologische Grundwissen über die häufigsten Konfliktquellen im Team haben. Das Erkennen von Anzeichen sich anbahnender oder sich noch verdeckt entwickelnder Konflikte. Dazu braucht die Führungskraft die soziale Intelligenz, Anzeichen überhaupt wahrzunehmen und richtig zu deuten. Und schließlich das Lösen von Konflikten und das Zurückführen zur konstruktiven Zusammenarbeit. Dafür gibt es bewährte Methoden, die zum "Handwerkszeug" einer jeden Führungskraft gehören.
Media Workshop: Reichen zwei Tage Seminar aus, um sich auf die Rolle als Führungskraft vorzubereiten?
Hedwig Kellner: Klare Antwort: Jein! In zwei Tagen können (angehende) Führungskräfte das notwendige Grundwissen für kreatives Teamwork erwerben. Man ist nach zwei Tagen aber noch nicht perfekt im Verhindern, Erkennen oder Lösen von zwischenmenschlichen Problemen. Allerdings ist meine Erfahrung, dass sich Teilnehmer nach zwei Seminartagen gewappnet fühlen, in ihrem eigenen Team für ein harmonisches Klima zu sorgen und dabei auch zwischenmenschliche Probleme zukünftig zu einem guten Ende zu führen. Aber den Erfolg bringt am Ende die Praxis.
Media Workshop: Abschließend Ihre drei Tipps an zukünftige Teamleiter.
Hedwig Kellner: Wichtig ist, dass man mit dem Team gemeinsam regelmäßig reflektiert: "Was hilft uns, dass wir gut und harmonisch miteinander arbeiten können?" oder "Was sollten wir anders regeln oder anders einteilen?" So entwickeln sich gemeinsame Spielregeln für das Team. Zusätzlich sollte man als Teamleiter die Vorbildfunktion bewusst wahrnehmen für ein freundliches, tolerantes und verträgliches Miteinander. Das gilt für das eigene Verhalten innerhalb des Teams aber auch mit den Führungskollegen und Chefs. Und schließlich sollte man die Mitarbeiter, die mit Problemen kommen, ernst nehmen und sich zügig um eine Lösung bemühen. Niemals hilft der Appell: "Machen Sie das unter sich aus."
Media Workshop: Frau Kellner, vielen Dank für das Gespräch.
Über die Referentin:
Hedwig Kellner (Jahrgang 1952) ist freie Unternehmensberaterin, Managementtrainerin und Sachbuchautorin. Ihre thematischen Schwerpunkte sind Projektmanagement, Führung, Rhetorik, Konflikt- und Krisenmanagement. Seit mehreren Jahren leitet Hedwig Kellner Seminare in Deutschland und in der Schweiz. Zu ihren Kunden gehören Banken, Versicherungen, internationale Industriekonzerne und Ministerien. Sie arbeitete zunächst als Trainerin und Projektleiterin bei der Software AG in Darmstadt, bevor sie dann mehrere Jahre für namhafte Unternehmensberatungen, darunter Mummert + Partner und Kienbaum Management Consultants, in leitender Stellung tätig war.
Zum Fortbildungsprogramm der Media Workshops:
Die MW Media Workshop GmbH ist ein zertifizierter Bildungsanbieter und zählt in der Kommunikationsbranche seit 2001 zu den führenden Anbietern beruflicher Weiterbildung. Das praxisnahe Seminarprogramm umfasst rund 74 Themen zu Pressearbeit, PR, Social Media und Marketing sowie zu Präsentationstechniken und Führungskompetenz. Dabei stehen den Teilnehmern verschiedene Veranstaltungsorte in sechs deutschen Städten und in Zürich zur Auswahl. Neben den offenen Seminaren werden auch maßgeschneiderte Inhouse-Schulungen, Trainings und Coachings für die Kunden konzipiert. Die Referenten der Weiterbildungen sind Experten aus Wirtschaft und Medien, die langjährige Berufserfahrung und einen engen Praxisbezug zu den Aufgaben der Teilnehmergruppe besitzen. Bis heute haben über 15.000 Kommunikationsfachleute, Marketing-Profis und Führungskräfte aller Branchen an den ein- und zweitägigen Veranstaltungen und Inhouse-Schulungen teilgenommen. Die Zertifizierung der GmbH besteht seit September 2012 und erfolgte durch den Weiterbildung Hamburg e.V. mit der Vergabe des Prüfsiegels "Geprüfte Weiterbildungseinrichtung". Im Jahr 2016 feiern die Media Workshops ihr 15-jähriges Bestehen!
Das komplette Seminarprogramm im Online-Seminarfinder: www.media-workshop.de
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