Der Tagesspiegel

Pressestimmen: Libyen vermittelt im Geiseldrama in Algerien

27.05.2003 – 17:30

Berlin (ots)

Berlin/Madrid. Im Geiseldrama um europäische
Touristen in Algerien hat sich Libyen offenbar als Vermittler
eingeschaltet. Al Saadi Gaddafi, der Sohn des libyschen Staatschefs
Muammar al Gaddafi, erklärte am Dienstag in Berlin, sein Land
vermittle in dem Entführungsfall: "Wir wollen helfen, die deutschen
Geiseln freizubekommen", sagte er dem Tagesspiegel. Al Saadi Gaddafi
hält sich derzeit in Berlin auf. Er ist Vizepräsident des libyschen
Fußballverbandes und traf am Freitag mit Mitgliedern des
Sportausschusses des Bundestages zusammen. Ob er auch Gespräche im
Zusammenhang mit der Geiselaffäre führen wird, wollte Gaddafi nicht
sagen. Im Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, man äußere sich
grundsätzlich nicht zu dem Entführungsfall.
In der algerischen Wüste wurden seit Februar insgesamt 32
europäische Touristen verschleppt, darunter 16 Deutsche. Am 13. Mai
konnten 17 der Entführten von algerischen Sicherheitskräften befreit
werden. Anfang vergangener Woche meldeten algerische Medien, auch die
übrigen Geiseln seien frei, was sich jedoch als Falschmeldung
herausstellte. Zuletzt war aus algerischen Sicherheitskreisen
berichtet worden, die Entführer hätten die übrigen 15 Geiseln - zehn
Deutsche, vier Schweizer, ein Schwede - inzwischen in mehrere Gruppen
geteilt, um eine Befreiungsaktion zu erschweren. Nach Informationen
des Tagesspiegel laufen jedoch Verhandlungen mit den Geiselnehmern,
die der islamistischen "Gruppe für Predigt und Kampf" (GSPC)
zugerechnet werden.
Die Aussage von al Saadi Gaddafi deckt sich mit Informationen aus
algerischen Regierungskreisen, wonach Algeriens Präsident Abdelasis
Bouteflika Libyen um Unterstützung bei der Lösung des Geiseldramas
gebeten hat. Für eine libysche Vermittlerrolle spricht einiges: Schon
länger wird vermutet, dass die verbliebenen Geiseln in der Nähe der
Oasenstadt Illizi unweit der libyschen Grenze festgehalten werden.
Libyen werden zudem gute Kontakte zu islamistischen Gruppen
nachgesagt, obwohl sich Muammar al Gaddafi selbst offiziell vom
Terror losgesagt hat.
Gaddafi gelang es schon einmal, deutsche Geiseln zu retten. Vor drei 
Jahren vermittelte sein Sohn Saif al Islam Gaddafi auf der 
philippinischen Insel Jolo, wo unter anderem die Lehrerfamilie 
Wallert von Islamisten festgehalten wurde. Meldungen, wonach Libyen 
sich auch für Saddam Hussein einsetzt, dementierte al Saadi 
Gaddafi: "Wir haben hier keine Vermittlerrolle übernommen", sagte er 
dem Tagesspiegel. "Die arabische Zeitung "Al Sharq al Awsat" hatte 
kürzlich gemeldet, Saif  al Islam Gaddafi habe Mitgliedern des 
Saddam-Regimes Asyl angeboten.
Ulrike Scheffer/Ralph Schulze,
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