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Börsen-Zeitung: Geld für Konsum, Kommentar von Reinhard Kuls zu Konsum und Lohnentwicklung in Deutschland

Frankfurt (ots)

Dieser Beifall musste ja kommen. Der Direktor
des gewerkschaftsnahen Forschungsinstituts IMK, Gustav Horn,
sekundierte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos in dessen
Forderung, die Tarifparteien sollten über satte Lohnerhöhungen die
Konsummisere in Deutschland beenden. So, als ob diese die
Konsumflaute ausgelöst hätten und nicht etwa die Politik mit ihren
falschen, ungenügenden oder gar nicht erst ergriffenen Reformen. Eine
Flaute zudem, die auch trotz der etwas besseren Ergebnisse der
GfK-Umfrage noch anhalten wird.
Auch wenn die Lohnentwicklung in der Tat seit Jahren nur magere
Steigerungen kannte, gab es dafür doch gute Gründe. Die deutschen
Unternehmen konnten so ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der
internationalen Konkurrenz steigern. Diese Chance haben sie
erfolgreich wahrgenommen, wie der anhaltende deutsche Exportboom
zeigt. Dies ist ein Umstand, den Glos geflissentlich zu ignorieren
scheint. Die Alternative wäre nämlich, dass Deutschland noch nicht
einmal das bisschen Wirtschaftswachstum aufwiese, das sich in den
zurückliegenden fünf Jahren ergeben hat. Und Glos ignoriert auch,
dass die Arbeitslosenzahl hierzulande vermutlich dann noch höher
wäre. Um den Konsum stünde es folglich noch schlechter.
Zustimmen können Glos alle – Gewerkschaften, Unternehmer und
Manager – darin, dass gute Arbeit guten Lohn verdient. Die
entscheidende Frage ist aber, was von diesem Lohn für Konsumzwecke
übrig bleibt – und da schweigt sich Glos aus, obwohl die
Bundesregierung gerade hier das entscheidende Wort mitzureden hat.
Denn anstatt Steuern und weitere Abgaben auf die Arbeitsentgelte zu
erhöhen, sollte sie alles versuchen – vor allem durch
ausgabenwirksame Reformen –, die Nettolöhne wieder näher an die
Bruttolohnkosten der Unternehmen heranzuführen.
Volkswirtschaftlich wäre solch ein Konsumförderprogramm gesund, da
es keine Arbeitsplätze kostete, sondern welche schüfe, die wiederum
neuen Konsum generieren könnten. Ein derart von der Binnennachfrage
angestoßenes Wirtschaftswachstum brächte zudem mehr Spielraum für die
Unternehmen, höhere Leistungen der Mitarbeiter mit entsprechend
höheren Löhnen zu honorieren, ohne gleich wieder Stellen dafür opfern
zu sollen. Sogar für Minister wäre dann letztlich ein Schnäpschen
mehr drin – wenn die Leistung stimmt.
(Börsen-Zeitung, 29.12.2005)

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