Rheinische Post: Kommentar
Sieg der Angst
= Von Matthias Beermann
Düsseldorf (ots)
Israels Premier Benjamin Netanjahu hat alles richtig gemacht, jedenfalls aus seiner Sicht. Indem er völlig auf das Thema Sicherheit setzte, hat er mit seiner Likud-Partei entgegen aller Prognosen die Wahl gewonnen. Allerdings wird der Preis, den Israel für diesen Wahlsieg zahlen muss, hoch sein. Vor allem, weil Netanjahu die von der internationalen Gemeinschaft eingeforderte Zwei-Staaten-Lösung geopfert hat. Das wird Israel weiter in die Isolation treiben. Schon jetzt neigt sich die Geduld mit dem jüdischen Staat, vor allem auch in Europa, dem Ende zu. Netanjahus sture Fortsetzung der israelischen Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten wird als Haupthindernis auf dem Weg zu einer Friedenslösung angeprangert, obwohl es auch auf palästinensischer Seite einiges zu bemängeln gäbe. Wenn viele Israelis am Ende für Netanjahu gestimmt haben, dann vor allem, weil sie sich ohnehin schon isoliert fühlen. Das Gefühl, allein gegen den Rest der Welt zu stehen, von Feinden umzingelt zu sein und keine Konzessionen machen zu dürfen - es ist weit verbreitet in Israel, es ist zu einem gewissen Grad Bestandteil der israelischen Identität. Und dieses Gefühl ist ja nicht einmal völlig irrational. Es stimmt ja, dass Israel eine kleine Insel inmitten eines von muslimischen Extremisten und skrupellosen Diktatoren verheerten Nahen Ostens ist.
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