Rheinische Post: Kommentar
Neue Ereignisse des Erinnerns schaffen
= VON GREGOR MAYNTZ
Düsseldorf (ots)
Zu Recht hat Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble beim Holocaust-Gedenken im Bundestag auf die nachhaltige Wirkung der Hollywood-Holocaust-Serie erinnert. Die vier Folgen über die Geschichte der Familie Weiß in Nazi-Deutschland erschütterten 1979 die Bevölkerung und veränderten das Bewusstsein für die schrecklichen Verbrechen, die im deutschen Namen begangen worden waren. Dennoch dauerte es 40 (!) Jahre, bis das Publikum die erste Wiederholung sehen konnte. Ganze Generationen junger Zuschauer hatten nicht die Chance, sich so wie ihre Eltern und Großeltern dem emotional zu nähern, was vor 1979 so gerne verdrängt worden war. Die aktuelle Generation wächst zudem in einem sich ständig verändernden Umfeld auf, das von schwindendem Wissen um das Geschehene und wachsendem Bemühen um eine "erinnerungspolitische Wende" geprägt wird. Die in der NS-Gesellschaft, bei Tätern und Opfern ansetzende Rede des Holocaust-Überlebenden und Historikers Saul Friedländer sollte deshalb Anlass und Muster für Fernsehanstalten und Filmproduktionen sein. Sie sollten sich um die besten Autoren und Regisseure bemühen, um ein neues Ereignis des kollektiven Erinnerns zu schaffen. Die neue Jugend hat es in ihrem Umfeld so nötig wie keine seit 1979.
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