Rheinische Post: Zu wenig Dynamik - Von THOMAS REISENER
Düsseldorf (ots)
Das Meckern über den Tarifabschluss nach den Verhandlungen gehört genau so zum Ritual wie das Säbelrasseln davor. Aber das öffentliche Wehklagen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer über den Lohnzuwachs in der Stahlbranche ist nicht redlich. Denn in Wirklichkeit ist beiden klar, dass der Verhandlungsspielraum rund um den gefundenen Kompromiss ohnehin nicht groß gewesen ist.
Seit zwei Jahren fahren die Stahlkonzerne Rekordgewinne ein, weil der nach Holz zweitwichtigste Rohstoff einen historischen Boom erlebt. An diesen Gewinnen mussten die Arbeitnehmer ihren Anteil bekommen, deshalb musste der Abschluss im Stahl vergleichsweise hoch ausfallen. Andererseits dürfen gerade im Stahl Rekord-Gewinne keine Rekord-Löhne zur Folge haben. Denn kaum eine Branche hat stärkere zyklische Schwankungen als der Stahl, weshalb ein zu hoher Abschluss von heute fast zwangsläufig die Entlassungswelle von morgen vorbereitet.
Die einzige Alternative wäre eine Lohnformel gewesen, die eine Anpassung an die Ertragslage der Unternehmen ermöglicht. Denn gerade in der Industrie werden die starren Lohngefüge angesichts einer immer dynamischeren Weltwirtschaft ohnehin zum wachsenden Problem.
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