Lausitzer Rundschau: Nato geht, das Risiko kommt Allianz beendet Militäreinsatz in Libyen
Cottbus (ots)
Feind besiegt, Mission erfüllt? Es überrascht, wie schnell die Nato mit dem Segen des UN-Sicherheitsrates ihren Einsatz in Libyen beendete. Die Nato-Jets zogen am Montag ab - nur elf Tage nach dem Tod des Ex-Diktators Muammar al-Gaddafi und dem Zusammenbruch des militärischen Widerstands. Ein überstürzt wirkendes Ende einer eigentlich erfolgreichen militärischen Mission, die offiziell den Auftrag hatte, die Zivilbevölkerung gegen Gaddafis Angriffe zu schützen. Und stillschweigend zugleich das Ziel verfolgte, Gaddafis Terror-Regime aus dem Amt zu bomben sowie den Rebellen der Opposition zur Macht zu verhelfen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob der Abbruch des Nato-Einsatzes auf der anderen Seite des Mittelmeeres tatsächlich etwas zu plötzlich kam. In einem militarisierten Riesenland vor der Haustür Europas, in dem die gespaltene Bevölkerung bis an die Zähne bewaffnet ist. In dem in der Wüste Giftgas in unbekannten Mengen lagert. Und in dem Tausende schwere Waffen wie etwa Boden-Luft-Raketen spurlos verschwunden und möglicherweise in falsche Hände geraten sind. Wie sonst, wenn nicht aus der Luft, will man die Stabilität in einem riesigen Wüstenland garantieren, das mehr als fünf Mal größer ist als Deutschland? Diese Herausforderung jetzt über Nacht allein dem libyschen Übergangsrat zu überlassen, scheint nicht besonders klug. Einer zerstrittenen Rebellenregierung, die ihre Truppen leider nicht unter Kontrolle hat und der Menschenrechte wie die innere Sicherheit aus der Hand zu gleiten drohen. Die noch längere Zeit ohne einen effizienten, rechtsstaatlichen Polizeiapparat auskommen muss. Nun scheinen sich Befürchtungen zu bestätigen, dass die Nato und der Westen kein schlüssiges Konzept für Libyens Stunde Null in der Schublade haben - ein gefährliches Vakuum tut sich auf. Dabei dürfte es wenig Zweifel geben, dass die wahren Herausforderungen in diesem so rohstoffreichen und für Europa wichtigen Nachbarn erst noch kommen. Und zwar jenem gesellschaftlich zersplitterten und wirtschaftlich zerstörten Land endlich zu einer demokratischen und friedlichen Zukunft zu verhelfen.
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