Lausitzer Rundschau: zu: Platzeck wird neuer Chef der SPD
Cottbus (ots)
Das ist schon was, dass da einer Vorsitzender der SPD wird, der zu dieser traditionsreichen Partei vor gerade mal zehn Jahren und auf Umwegen gestoßen ist. Aber denkbar ist dies ja auch nur, weil da andere, die mit der SPD groß geworden sind und ihr alles verdanken, erschreckt zurückzucken, wenn es um ein Amt geht, das noch immer mit Namen wie August Bebel, Friedrich Ebert, Kurt Schumacher und Willy Brandt verbunden ist. Denkbar ist Matthias Platzeck nur, weil es keinen mehr gibt, der in der Partei zu solcher Größe aufgestiegen ist. Der Brandenburger ist, wie übrigens auch seine Chef-Kollegin von der CDU, Ausdruck eines tiefen Bruchs in der politischen Geschichte der Bundesrepublik. Platzeck ist deswegen auch keine Verlegenheitslösung. Denn er wurde gerufen, weil der Partei das unbestimmte, das teilweise auch völlig Unbekannte allemal lieber ist, als das vertraute Nichts, in das sie sich in den vergangenen Jahren manövriert hat. Es gibt niemanden mehr, der die Botschaft der alten SPD noch verkörpert, weil es keine erkennbare Botschaft mehr gibt. Die Platzeck-SPD steht für den Willen zum Überleben in schwierigen Zeiten. Und das kann der Mann aus Brandenburg tatsächlich ganz gut. Nun steht der neue Vorsitzende aber auch vor einer neuen, gigantischen Aufgabe. Er wird dafür sorgen müssen, dass die Menschen wieder spüren, wessen Interessen am besten aufgehoben sind bei den Sozialdemokraten. Er wird daran gemessen, ob etwas aufflammt von jener Leidenschaft, mit der seine berühmten Vorgänger um die Freiheit und die soziale Gerechtigkeit kämpften. Er muss die SPD wieder zu einer großen Volkspartei machen, will er nicht einer ihrer Totengräber werden. Dafür bringt er tatsächlich einiges an Voraussetzungen mit. Er kommt aus dem Bundesland, in dem die dogmatische Linke über ihre stärksten Bataillone verfügt. Für die unausweichliche Auseinandersetzung mit der Linkspartei ist er schon deswegen gut gerüstet. Und er verdankt seinen Weg nach oben dem Ende der SED. Vielleicht bedarf es tatsächlich dieses Mannes mit genau seinem Rückblick auf totalitäre Parteienherrschaft, um sich zu besinnen auf die Geschichte der SPD. Teil dieser Geschichte war auch immer der Kampf darum, dass nicht Reichtum oder Armut, nicht die Geburt auf der besseren oder schlechteren Seite das Schicksal eines Menschen bestimmt. Teil dieser Geschichte war die Hoffnung, dass ein jeder seinen Anteil hat. Dafür ist der neue Chef der SPD aus Potsdam nun tatsächlich der Beweis.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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