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Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau Cottbus zum Streit um das schwarz-rote Regierungsprogramm: Schimpf und Schande

Cottbus (ots)

Die Eliten des Landes streiten sich also. Und
nicht um die Größe der Dienstwagen, sondern endlich darum, wer
Verantwortung trägt für die wahrlich nicht berauschende Lage.
Top-Manager kommen zu einem vernichtenden Urteil über das neueste
Angebot der großen Koalition. Die Politik feuert mit schwerem
Geschütz zurück. Bald-Finanzminister Peer Steinbrück verweist darauf,
dass schließlich nicht er Massenentlassungen angeordnet habe. Und der
Sozialdemokrat findet prompt Nachahmer bei der CDU. Nun ist dies
allerdings genau die Auseinandersetzung, die wir nicht brauchen. Sie
ist so überflüssig wie Parteitage, auf denen man sich selbst
bejubelt, weil man doch sieben Jahre einigermaßen über die Runden
kam. Die Gegenattacken der großen Koalition sind tatsächlich ein
Armutszeugnis. Die deutsche Wirtschaft hat ihre Hausaufgaben gemacht.
Sie ist wettbewerbsfähig und bewahrt das Land mit ihren Exporterlösen
vor dem Absturz. Die Verbandsvertreter tun ihren Job, wenn sie auf
die Probleme ihrer Klientel hinweisen. Ihnen allen jetzt duldsames
Schweigen nahe zu legen, ist eine Zumutung. Es wird umgekehrt ein
Schuh draus. Die Männer und Frauen von CDU und SPD ihrerseits sollten
sich im Zuhören üben. Sie sollten begreifen, dass ihre
Veranstaltungen zunehmend nur noch als schlechte Soap- Operas
wahrgenommen werden, die wenig mit den alltäglichen Problemen zu tun
haben. Sie sollten verstehen, dass Machterwerb nirgendwo zum
Selbstzweck werden darf. Die politische Elite sollte, bevor sie ihre
Kritiker beschimpft, über ihre eigene Schande nachdenken. Denn das,
was den Menschen jetzt wieder zugemutet wird an Veränderungen und
Einsichten in das Unabdingbare, wäre ja in guten Teilen vermeidbar
gewesen, hätte man nur früh genug hingehört. Beispielsweise auf
Wendelin Wiedeking, den Porsche-Chef, der jetzt wütend geworden ist
und im Übrigen ein Unternehmen führt, das zusätzliche Arbeitsplätze
geschaffen hat. Er ist einer der Manager, die ihre Belegschaft
verteidigen und den Standort Deutschland hoch schätzen. Nein, wir
brauchen keine Debatte, bei der die vom Wähler Abgestraften die
Erfolgreichen zum Schweigen verdonnern. Und wir brauchen auch keine
Hinweise aus der Politik, dass die Vertreter von Sozialverbänden
schließlich auch nur Einzelinteressen vertreten würden. Wir brauchen
eine Debatte darüber, warum die Kritik an der großen Koalition aus
ganz unterschiedlichen Bereichen unserer Gesellschaft einen
erstaunlichen Gleichklang entwickelt.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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