Lausitzer Rundschau: Baugewerbe nach Ablehnung des Schlichterspruchs vor Streik: Verschlafene Nordlichter?
Cottbus (ots)
Der Schlag in die Magengrube der Baugewerkschaft kam aus unerwarteter Richtung: aus dem Norden. Ausgerechnet das Baugewerbe Niedersachsens und Schleswig-Holsteins will sich nun doch nicht dem Schlichterspruch unterwerfen - obwohl die Verbände den Tarif-Kompromiss mit aufgestellt haben. Mit ihnen saßen die Vertreter des sächsischen Baugewerbeverbandes am Tisch, die ebenso wie die Niedersachsen und die Schleswig-Holsteiner das Ergebnis der Bau-Tarifverhandlungen abgelehnt und damit eine Schlichtung erforderlich gemacht hatten. Nun aber schauen auch die Sachsen bedeppert in die Röhre. Denn sie haben aushandeln können, was aus ihrer Sicht erträglich ist und demnach keinen Grund mehr, ihre Zustimmung zu verweigern. Nun ist alles infrage gestellt, droht die Baugewerkschaft mit Streik. Was ist passiert? Haben die Nordlichter am Verhandlungstisch etwa gepennt? Die Begründungen für die Ablehnung des Schlichterspruchs klingen ganz danach. Dabei hätten sie ihre ostdeutschen Verhandlungspartner doch schnell nochmal nach ihren Erfahrungen mit Öffnungsklauseln fragen und gleich Nägel mit Köpfen machen können. Dass in Westdeutschland nicht handhabbar sein soll, womit Branchenbetriebe im Osten seit Jahren klar kommen - Öffnungsklauseln etwa, die Abweichungen vom Tariflohn nach unten erlauben - das will hier keinem in den Kopf. Das können die beiden störrischen Baugewerbeverbände auch nicht plausibel machen. Offensichtlich wollen sie das auch gar nicht. Wer genauer hinhört, der bekommt eine ganz andere Ahnung, welchen Stein die vermeintlich verschlafenen Verbandsvertreter hier wirklich ins Rollen bringen wollen: eine Kraftprobe mit der Baugewerkschaft als Tarifpartner und Interessenvertreter der Arbeitnehmer. Gestern spekulierten die niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Vertreter des Baugewerbes bereits ganz offen mit weiterer Tarifflucht. Weil der nun von der Gewerkschaft angedrohte Streik nur jenen Betrieben schadet, die tarifgebunden sind, wie sie behaupten. Über die Provokation aber sollten sie mit Sicherheit mindestens noch einmal eine Nacht nachdenken und zwar ausgeschlafen.
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