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Mitteldeutsche Zeitung: Deutsche Geschichte Ex-Außenminister Genscher noch heute tief bewegt von den Ereignissen in der Prager Botschaft 1989

Halle (ots)

Der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher
(FDP) zählt die Ereignisse in der Prager Botschaft am 30. September 
1989 noch heute zu den stärksten Eindrücken seines Lebens. "Es war 
für mich ein tiefer Einschnitt, es hat mich unglaublich bewegt und es
hat mich sehr glücklich gemacht", sagte er der in Halle erscheinenden
"Mitteldeutschen Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe) 20 Jahre, nachdem fast 
4000 Menschen aus der DDR die Botschaft in Richtung Bundesrepublik 
verlassen konnten. Es handele sich um einen "tiefen Einschnitt, weil 
in diesem Augenblick klar war: Die DDR kann die Mauer auf Dauer nicht
halten." Verwundert habe ihn die Entscheidung der DDR-Führung, die 
Züge durch die DDR gen Westen rollen zu lassen, so Genscher. "Ich 
glaube, dass dahinter auch ein Realitätsverlust stand. Jedenfalls 
haben sie nicht richtig eingeschätzt, dass eine Fahrt direkt über die
tschechisch-bayerische Grenze weniger sensationell gewesen wäre, als 
dass die Züge durch die DDR rollen. In Dresden wurde der Bahnhof 
gestürmt. Leute winkten an der Strecke mit Betttüchern aus den 
Häusern. Das war wie ein Fanal." Der FDP-Politiker erklärte, nach 
seinem Herzinfarkt im Juli 1989 habe ihm "einer der Ärzte geraten, 
aufzuhören. Der andere meinte, aufzuhören wäre Selbstmord. Er kannte 
mich besser. Sie konnten ja mit Händen greifen, wie sich die Welt 
verändert." Es sei kaum vorstellbar gewesen, "wenn ich mich da 
zurückgezogen hätte". Als geborener Hallenser habe er es vielmehr 
"als Verpflichtung empfunden, dafür zu sorgen, dass die Leute in 
meiner Heimat leben können, wie sie wollen, nicht, wie sie sollen".

Pressekontakt:

Mitteldeutsche Zeitung
Jörg Biallas
Telefon: 0345 565 4300

Original-Content von: Mitteldeutsche Zeitung, übermittelt durch news aktuell

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