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WAZ: Empörung als Ritual. Kommentar von Wilfried Beiersdorf

Essen (ots)

Die Aufregung war absehbar. Mit 1,50 Euro erreichte
der Benzinpreis wieder mal eine dieser magischen Marken, die 
Politiker und Interessenverbände gern zur ausgiebigen Empörung 
nutzen. Das war so, als das Benzin einst die Schwelle von einer Mark 
oder einem Euro über-sprang. Nur gegen wen sich die Empörung diesmal 
richtet - da sind sich die Akteure nicht einig.
Die Autofahrer-Lobby schimpft wie gewohnt auf die Ölkonzerne, die
mal wieder den Feiertag genutzt hätten zum Abkassieren. Bei über 
einhundert Preiserhöhungen im Jahr (und fast ebenso vielen Senkungen)
wird der Sprit aber auch vor Feiertagen teurer. Am Samstag - direkt 
vor Pfingsten - sank der Preis im Revier aber wieder deutlich.
Natürlich schießen sich die Auto-Clubs auch auf die Politik ein, 
die die Tankstellen längst zu Finanzamt-Filialen umfunktioniert hat. 
Aber auch in Politikerkreisen ist man sauer. Offenbar auf sich 
selbst. Kaum haben sie die Pendlerpauschale gekappt, fordern einige 
Politiker die volle Wiedereinführung - der Spritpreistrend sei nicht 
absehbar gewesen. Das sagt ausgerechnet Wirtschaftsfachminister Glos.
Für wie dumm hält er
das Volk eigentlich?

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