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WAZ: Eskalation im Nahen Osten (II): Der Ruf nach den USA - ein Ritual. Leitartikel von Markus Günther, Washington

Essen (ots)

Zu den fast ritualisierten Reaktionen, die auf jede
Eskalation der Gewalt im Nahen Osten folgen, gehört der Ruf nach 
einer Friedensinitiative der internationalen Gemeinschaft, nach einem
neuen Engagement von EU und UNO, nicht zuletzt auch die Forderung 
nach einer diplomatischen Intervention der USA, die als 
De-Facto-Schutzmacht Israels eine der einflussreichsten Kräfte in 
diesem Konflikt sind. Diese Forderungen sind richtig und vernünftig. 
Aber ihnen wohnt der aus schlechter Erfahrung genährte Zweifel inne: 
Was soll das alles bringen, wenn die Konfliktparteien im Grunde 
keinen Frieden und keine Versöhnung wollen?
 Es ist leicht, beispielsweise den Amerikanern eine verfehlte 
Nahost-Politik und ein mangelndes Friedens-Engagement vorzuwerfen. 
Aber richtig ist, dass sich jeder US-Präsident der letzten Jahrzehnte
an diesem Problem die Zähne ausgebissen hat. Bill Clinton wollte 
seine Präsidentschaft mit einem Friedensschluss im Nahen Osten krönen
und hat dafür gekämpft. Das Ergebnis seiner Initiative war eine neue 
Welle der Gewalt. Auch George W. Bush, genauer seine Außenministerin 
Condoleezza Rice, hat zuletzt unermüdlich mit beiden Seiten 
verhandelt. Das neueste Blutbad konnten auch sie nicht verhindern.
 Einen Waffenstillstand zu fordern, neue Emissäre zu schicken, 
Konferenzen und Friedenspläne vorzuschlagen - all das ist nicht 
falsch und in Anbetracht der schlimmen Nachrichten vielleicht noch 
die beste Antwort. Aber nichts und niemand kann Israelis und 
Palästinensern Frieden bringen, wenn nicht auf beiden Seiten die 
Einsicht reift, dass man miteinander leben muss und mit der 
historisch gewachsenen Lage, dass man schmerzliche Kompromisse 
schließen und das wechselseitig erlittene Unrecht hinter sich lassen 
muss.

Pressekontakt:

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Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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