Neue OZ: Kommentar zu Arbeit
Soziales
Fleischindustrie
Osnabrück (ots)
Armes Niedersachsen!
Das Scheitern der Gespräche im Wirtschaftsministerium macht eins deutlich: die Ohnmacht der Politik. Dass angesichts der Weigerung der Fleischindustrie zu Selbstverpflichtungen mit schärferen Kontrollen gedroht wird, wirkt wie eine Trotzreaktion. Was soll denn kontrolliert werden, wenn nicht einmal bekannt ist, wie viele ausländische Arbeiter in Niedersachsen leben?
Was über all die Jahre vor allem im Raum Weser-Ems herangewachsen ist, ist ein krankes System, in dem viele von der Ausbeutung weniger profitieren. Fleischbarone, Kunden, Gemeinden, Vermieter: Sie alle ziehen auf ihre Art die Vorteile aus den teils fragwürdigen Machenschaften der Subunternehmer. Verlierer sind neben heimischen die ausländischen Schlachter, die sich nicht wehren können.
Jetzt, wo dieses System Ausmaße angenommen hat, die nicht mehr zu übersehen sind, gerät die Politik in Panik. Der Ruf Niedersachsens sei in Gefahr, heißt es. Welcher Ruf? Der eines Billiglohnlandes, in das die ausländischen Schlachter mit dem Versprechen auf Kindergeld gelockt werden? Armes Niedersachsen.
Nur gut, dass es trotz der geplatzten Verhandlungen einen Hoffnungsschimmer gibt: Sögel im Emsland. Im Kleinen hat man sich hier auf einen Verhaltenskodex geeinigt, der schwarze Schafe ausschließt. Das sollte nicht nur Vorbild sein, es zeugt auch von einer Verantwortung, zu der sich in Niedersachsen so lange niemand bekennen wollte.
Dirk Fisser
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