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Neue OZ: Kommentar zu Tennis
Wimbledon
Sabine Lisicki

Osnabrück (ots)

Wohltuend und sympathisch

Der Spruch ist ebenso legendär wie dumm: "Damentennis ist Müll", posaunte der australische Wimbledonsieger Pat Cash vor 17 Jahren. Die Entwicklung bei den Frauen hat die großmäulige Anmaßung von damals widerlegt. Heute haben viele Spiele auf internationaler Ebene ein erstaunlich hohes Niveau. Das liegt auch an Sabine Lisicki. Zwar bekam sie im Wimbledonfinale ihre Nerven nicht in den Griff. Aber dass überhaupt eine Deutsche das Endspiel erreichte, spricht für den Fortschritt im Damentennis.

Die Berlinerin hat ihr Land gut vertreten und mit ihrer offenen und sympathischen Art nicht nur die Herzen der Briten erobert. Es ist wohltuend, wie die junge Frau mit der Niederlage im bis dahin wichtigsten Spiel ihrer Karriere umgeht. Sie räumt nach dem abrupten Ende des Sommermärchens ihre Schwächen schonungslos ein und erkennt die Stärken ihrer französischen Gegnerin an.

Stärken, die zuvor Lisicki zum Beispiel gegen Serena Williams ausgezeichnet hatten. Der von Bundestrainerin Barbara Rittner erwartete Tennis-Boom wird sicherlich nicht ausbrechen. Dafür war Boris Beckers erster Wimbledonsieg 1985 zu spektakulär. Aber das deutsche Tennis ist zumindest bei den Frauen auf einem guten Weg, mit starker Konkurrenz mitzuhalten.

Mit mehr Konstanz auf hohem Niveau wird von Sabine Lisicki noch zu hören sein. Hoffentlich auch zu sehen. Dass ARD und ZDF nicht in der Lage sind, von einem so bedeutenden Turnier mit deutscher Beteiligung Livebilder zu zeigen, ist ein Armutszeugnis. Spät, viel zu spät, wachen die öffentlich-rechtlichen Sender aus ihrer Lethargie auf. Die Chance, sich als fortschrittliche TV-Anstalten zu präsentieren, haben sie definitiv verschlafen.

Michael Jonas

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