Neue OZ: Kommentar zu Papst
Flüchtlinge
Osnabrück (ots)
Die Ausgestoßenen des 21. Jahrhunderts
Fromme Worte retten kein Menschenleben. Doch Papst Franziskus hat mit seiner ersten Auslandsreise auf die italienische Insel Lampedusa ein Zeichen der Solidarität mit den Bootsflüchtlingen gesetzt - und damit ein öffentliches Bewusstsein für die alltägliche Ungerechtigkeit geschaffen. Denn es stimmt, was der Papst beklagt. Es gibt eine Kultur der Gleichgültigkeit in Europas Wohlstandsländern. Und solange diese Ignoranz herrscht, wird sich an der Tragödie vor den Toren der Festung Europa nichts ändern.
Zehntausende riskieren jährlich ihr Leben, um auf den gelobten Kontinent zu gelangen. Wer die kriminellen Schlepper bezahlt und die gefahrvolle Überfahrt in Holzbooten überlebt hat, landet in gefängnisähnlichen Abschiebelagern - und später wieder in irgendeinem Slum Afrikas. Lampedusa war einst eine Urlaubsinsel. Heute ist es eine Flüchtlingsinsel. Sie steht damit symbolhaft für viele Orte in Griechenland, Spanien und Frankreich.
Franziskus reicht diesen Flüchtlingen die Hand, die vor Kriegen, Rebellionen oder Elend geflüchtet sind - und keine neue Heimat finden. Sie sind die Ausgestoßenen des 21. Jahrhunderts. Eine Lösung kann jedoch auch der Papst nicht liefern.
Aber wie auch? Afghanistan, Syrien oder Mali - all die Kriege und Konflikte wird Europa niemals befrieden können. Es wäre auch falsch, alle Flüchtlinge aufzunehmen. Denn das würde die EU völlig überfordern.
Dennoch hat Papst Franziskus mit seinem Appell recht: Wir brauchen mehr Menschlichkeit und Mut, auch scheinbar unlösbare Probleme anzugehen.
Michael Clasen
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