Neue OZ: Kommentar zu Thailand
Wahlen
Osnabrück (ots)
Eine Farce
Auch wenn die Parlamentswahlen in Thailand trotz schlimmster Befürchtungen am Sonntag weitgehend friedlich blieben, sind sie vom Ablauf eines mitteleuropäischen Urnengangs noch meilenweit entfernt. Blockierte Wahlbüros hier, fehlende Unterlagen und Wahlurnen dort, draußen vor der Tür lautstarke Proteste.
Geordnete Wahlen sehen anders aus. Grund für die chaotischen Verhältnisse ist die tiefe Spaltung des asiatischen Staates. Auf der einen Seite Millionen Bauern und ihre Angehörigen gerade im Süden des Landes, die als leidenschaftliche Anhänger den populären früheren Regierungschef Thaksin Shinawatra, seine Schwester Yingluck und ihre vermeintlichen Verdienste für die Armen hochhalten. Auf der anderen Seite stehen Angehörige der Mittelschicht im ganzen Land und besonders in Großstädten wie Bangkok. Sie wollen das ihrer Meinung nach verfilzte und auf Vetternwirtschaft gründende Netzwerk des Shinawatra-Clans lieber heute als morgen davonjagen. Der einflussreichen Familie wird Verschwendung von Steuergeldern und Korruption vorgeworfen.
Die chaotischen Verhältnisse beim gestrigen Urnengang lassen für die Ende Februar angesetzten Nachwahlen Schlimmes befürchten. Und auch, wenn alle Stimmen ausgezählt sind, wird das Ergebnis den Wählerwillen nicht widerspiegeln. Denn viele Oppositionsparteien traten zum Urnengang gar nicht erst an. So bleibt die Wahl in Thailand eine Farce.
Gerhard Placke
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