Westfalenpost: Triumph eines Alleinherrschers Von Rolf Hansmann
Hagen (ots)
Es bleibt dabei: In Bayern gehen die Uhren anders. Hier gewinnt die Partei die Landtagswahl, die am besten das Mir-san-Mir-Selbstbewusstsein transportiert. Horst Seehofer hat mit der keinesfalls überraschenden absoluten Mehrheit für die CSU ein klares Votum für fünf weitere Jahre erhalten. Auch wenn 1918 in Bayern die Monarchie abgeschafft wurde - der Freistaat wird von einem Alleinherrscher reagiert, der ein meisterhaftes Gefühl für Wählerstimmungen und Machtpolitik hat. Der genau weiß, wann er den Stammtisch bedienen muss - siehe Pkw-Maut für Ausländer.
Seehofer half freilich, dass er keinen ernsthaften Gegner hatte. Der Wahlkampf der SPD kam nie in Schwung, selbst Vorlagen wie die Landtagsaffäre um die Beschäftigung von Verwandten blieben ungenutzt.
Der grandiose CSU-Sieg in Bayern macht die Aufgabe für Kanzlerin Merkel im Bundestagswahlkampf nicht leichter. Die FDP, die selten eigenes Profil in der bayerischen Staatsregierung entwickelte, wird Leihstimmen aus dem konservativen Lager erhalten. Und die Kanzlerinnen-Partei wird Mühe haben, die Wähler zu mobilisieren, die sie nach dem deutlichen CSU-Sieg in Bayern für die Bundestagswahl in einer trügerischen Sicherheit wähnen. Es bleibt abzuwarten, ob die Christdemokraten auf der Zielgeraden ihren lethargischen Wahlkampf noch anziehen können.
Und sollte Angela Merkel dann doch wiedergewählt werden, wird sie sich mit einem vor Selbstbewusstsein strotzenden, eigensinnigen und stets unberechenbaren Partner auseinandersetzen müssen: mit Horst Seehofer. Der Wahlsieger wird weitere populäre Themen à la Pkw-Maut und Betreuungsgeld finden.
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