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NRZ: Naiv? Warum wird so wenig über Frieden geredet? Der Kommentar zum Volkstrauertag.
Essen (ots)
Keine Kriege mehr! So werden es die Redner am Volkstrauertag zu Recht fordern. Zugleich sehen wir fassungslos zu, wie in vielen Ländern der Welt weiter unzählige Soldaten, Frauen, Kinder und Männer sterben. Nach der Einführung des Volkstrauertages nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs dauerte es nur wenige Jahre, bis die Nazis das stille Gedenken in einen lauten Heldengedenktag umfunktionierten. Wohin die Verherrlichung des Militärischen und brutaler Nationalismus schließlich führten, weiß jeder aus dem Geschichtsbuch. Millionen Menschen starben und verloren ihre Heimat den Glauben an die Menschheit. Noch in diesem Jahr meldeten sich 9000 Angehörige von vermissten Kriegsangehörigen beim DRK-Suchdienst. Das Leid verjährt nicht. Dass Deutschland laut unserer Verteidigungsministerin nun eine neue und aktivere Rolle finden soll, lobt mancher als wegweisend. Tatsächlich aber wirkt es befremdlich, wenn sich unser Land hier allein an die Spitze setzt. Zukunftsweisend kann nur sein, wenn es eine europäische Verteidigungspolitik gibt: Versehen mit Werten und irgendwann auch mit einer europäischen Armee. Ausgerüstet mit modernem Gerät, denn die vielen unterschiedlichen Systeme sind nur sinnlos und teuer. Nur so hätte Europa tatsächlich Gewicht, Schlagkraft und Einfluss. Dies umso mehr, als sich die USA mehr und mehr aus der Verantwortung nehmen. Doch viel wichtiger als Rüstung ist Vorbeugung: Der Blick Richtung Nahost zeigt, dass viele Konflikte entstanden, weil Menschen in schreiender Ungerechtigkeit leben. Unterdrückt von Despoten, die wir oft genug noch mit Waffen versorgen. Wäre das Geld für Panzer und Raketen besser in humanitäre Hilfe geflossen, wäre mancher Konflikt vielleicht nie ausgebrochen. Das ist ja naiv und weltfremd, wird jetzt mancher sagen. Doch solche Gedanken kommen in den Sinn, wenn man über einen Friedhof geht und die unzähligen Kreuze von den Opfern der Kriege betrachtet, die zum Frieden mahnen.
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