PHOENIX-Programmhinweis für Freitag, 3. März 2000
Themenschwerpunkt Hauptstadt Berlin (13.15 bis 18.30 Uhr)
Köln (ots)
Berlin - das sind nicht nur die gigantischen Bauten am Potsdamer Platz oder im Regierungsviertel. Es gibt auch noch das stille Berlin, das berühmte "Milljöh". Hier hört man noch die "Berliner Schnauze", mit der die zugewanderten Rheinländer irgendwie so gar nichts anfangen können. Und es gibt noch den sprichwörtlichen Kiez, mit seinen Licht- und Schattenseiten. Berlin - das ist mitten in Deutschland und Europa eine Nahtstelle zwischen Ost und West. Ein Tummelplatz von Nationen, Traditionen und Gedankenwelten, die hier aufeinander treffen wie nirgendwo sonst in der Republik.
15.30 Uhr Zwischen Kebab und Karriere Die jungen Türken an der Spree
Bei Zetra trifft sich die Berliner Szene. In der Oranienburger Straße betreibt er seine dritte "In-Kneipe" und demnächst eröffnet er ein Hammam, ein türkisches Bad, in einer ehemaligen Kirche. Zetra ist ein junger, selbstbewusster Geschäftsmann, der erfolgreich seinen Weg geht. Trotzdem fühlt er sich den traditionellen Werten seiner Großfamilie verbunden, mit der er hier wohnt. So wie er leben viele junge Türken, die in Berlin geboren sind, ein Doppelleben" zwischen Tradition und Moderne. Die sogenannte dritte Generation, die Enkel der einstigen Gastarbeiter, hat zwar meistens immer noch keinen deutschen Pass, aber trotzdem: Berlin ist ihre Heimat, und wer sie berlinern hört, zweifelt nicht daran. Längst sind sie auch aus der Künstlerszene nicht mehr wegzudenken. Der Fotograf Ali Kepenek und der Filmemacher Thomas Arslan sind schon zu Kultfiguren aufgestiegen. Die jungen "Spreetürken" geben auch in der Berliner Politik Impulse oder gründen "Computergeschäfte". Ohne "ihre" Türken kämen heute nicht einmal mehr die guten alten Berliner Verkehrsbetriebe voran.
Film von Yvonne von Kalinowsky und Norbert Kron
16.00 Uhr Die letzte Molle im Milljöh Die Berliner Eckkneipe
Eine Kreuzung: vier Ecken gleich vier Kneipen - in vielen Gegenden war das typisch für Berlin. Die berühmte Berliner Eckkneipe ist Symbol für das Zille-Milljöh der kleinen Leute und ein Stück Berliner Kulturgeschichte. Davon kann Günter Pfitzmann aus eigener Erfahrung erzählen, denn er stammt aus einer alten Gastwirtsfamilie. Auch heute noch hat die Kiezkneipe viele Funktionen: Sie ist nicht nur Trinklokal, sondern auch Vereinstreff, Nachrichtenbörse, Familienersatz und Sozialstation. Die wenigen, die es noch gibt, haben freilich einen schweren Stand gegen die Glotze zu Hause. Und er 80-jährige Wirt von "Juhnkes Bierbar" in Friedrichshain kann ein Lied von explodierenden Mieten singen, die das Ende für die 75 Jahre alte Familienkneipe bedeuten kann. Aber noch steht er jeden Tag hinter dem Tresen - genau wie der marokkanische Wirt im Weddinger "Föhrer-Eck". Er hat die Kneipe gegenüber dem Ruolf-Virchow-Krankenhaus wieder zu einer viel besuchten Kiezadresse gemacht.
Dokumentation von Yvonne von Kalinowsky und Norbert Kron 17.45 Uhr Berlin - Die große Stadtmaschine Über die Grenzen der Regierbarkeit von Großstädten
Städte sind die unüberschaubaren Kernbereiche unserer Zivilisation. Die großen Metropolen sind die Kulissen für Konflikte, Perspektiven, Kontinuität und Veränderung der gesellschaftlichen Entwicklung. Die Metaphern für Großstädte sind vielfältig: Moloch, Häusermeer, Dschungel, Hölle, Labyrinth, eine Maschine, ein Organismus. Kann ein solches System, wie eine Millionenstadt, bewusst organisiert werden? Wie arbeitet die "Maschine Stadt"? Der Film versucht den statistischen Wahnsinn zu beschreiben. Berlins Stadtgebiet ist so groß, dass Hamburg, Stuttgart und München darin bequem Platz finden würden. Welcher Bürger ist sich schon bewusst, dass in seiner Stadt über 6000 Bushaltestellen existieren, dass eine einzige Druckerei in einer Nachtschicht 300 km Zeitungen herstellt oder dass pro Jahr 1,7 Millionen Notrufe die Polizei erreichen. Keine Frage, ein solches Stadtmonstrum ist unüberschaubar. Es funktioniert, weil viele voneinander getrennte Regelkreise sich die Aufgaben teilen. Inwieweit wird die Stadt geplant, oder plant sie sich selbst? Es wird berichtet, wie Berlin, nach der Wiedervereinigung zur Metropole und dann zur Hauptstadt wurde, mit Problemen konfrontiert wird, die andere große Metropolen bereits schmerzlich erfahren haben. Der Film zeigt den täglichen Kampf von Behörden, Stadtmanagern und Bürgern, die Ordnung im Chaos zu erhalten und zu sichern. Ist die momentane Stabilität von Dauer oder sind wir, angesichts leerer Haushaltskassen, auf dem Weg in die Unregierbarkeit? Welche Belastungen erträgt die Maschine Stadt in Zukunft noch?
Dokumentation von Thomas Hauer und Rene Kirschey
22.15 Uhr Im Fadenkreuz des CIA
Im August 1998 detonierten zwei Autobomben vor den US-Botschaften in Tansania und Kenia. 257 Menschen werden getötet, darunter 12 Amerikaner. Schon nach den ersten Ermittlungen steht für den amerikanischen Geheimdienst fest: der "Super-Terrorist" Osama Bin Laden. Fünf Millionen Dollar Kopfgeld werden auf ihn ausgesetzt. Wenige Tage später folgt ein amerikanischer Vergeltungsschlag. Tomahawk-Raketen zerstören die Kommando-Zentrale Bin Ladens in Afghanistan und - eine Produktionsstätte für Nervengas - so die US-Regierung, in Sudans Hauptstadt Khartum. Doch dann tauchen erste Zweifel auf. Wurde in Khartum tatsächlich Nervengas VX produziert, oder nur Medikamente, wie der Besitzer der zerstörten Fabrik "El Shifa" behauptet. Ein Jahr nach dem Raketenschlag kämpft Salah Idris, der Fabrikinhaber, immer noch um seine Rehabilitierung. Ist er ein Terrorist - oder ein millionenschwerer, aber harmloser Geschäftsmann? Drei Millionen Dollar lässt er sich den Auftrag an eine der größten Anwaltskanzleien in Washington kosten, eine Klage auf finanzielle Entschädigung gegen die US-Regierung vorzubereiten. Mit Autor Helmut Grosse versuchen auch renommierte Experten für Giftgas, Ex-CIA-Agenten und politische Insider, die Hintergründe aufzudecken. Washington, Khartum, London und Den Haag sind die Recherche- und Drehstationen. Und im Mittelpunkt der spannenden Dokumentation stehen, neben dem Besitzer der zerstörten Fabrik, der Detektiv, der sich auf die Spur des "Giftgasproduzenten" setzte, der Experte, der sie Bodenproben auf Spuren chemischer Kampfstoffe untersuchte und der ehemalige CIA-Chef in Khartum - ein Mann mit eindeutiger "Bin Laden-Erfahrung". Schließlich hatte er die geheime Aktion in Afghanistan geleitet, bei der Stinger-Raketen an die rebellierenden Taleban geliefert wurden, die heute den gesuchten Top-Terroristen Bin Laden schützen. So entstand ein genaues Bild einer zynischen Aktion. Dokumentation von Helmut Grosse
Fotos sind abrufbar unter ard-foto.de
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