Bonn (ots)

Für ein Aufblühen des Judentums in Deutschland sieht
der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, gute
Chancen. Im PHOENIX Kulturgespräch auf dem Petersberg sagte Spiegel
am Donnerstag Abend, wenn es gelinge, die vor allem aus Osteuropa
nach Deutschland gezogenen jungen Juden in die jüdischen Gemeinden zu
integrieren, "dann stehen wir vor einer Renaissance, vor einer Geburt
eines neuen Judentums in Deutschland".

Spiegel vertrat die Ansicht, dass "Kritik an Israel partout nicht
a priori Antisemitismus" sei. "Kritik unter Freunden ist nicht nur
möglich, sondern oft auch gefragt." Bei den deutschen Intellektuellen
vermisste der Zentralratsvorsitzende allerdings eine klare
Positionierung: "Wo waren in der Antisemitismus-Diskussion in diesem
Jahr die Intellektuellen in Deutschland, die sonst ganz schnell dabei
sind, wenn es darum geht, Israel zu verurteilen?" Spiegel: "Die waren
weg, da haben wir nichts davon gehört."

Der gerade wiedergewählte Zentralratsvorsitzende konstatierte,
dass "die Hemmschwelle für den Transport antisemitischen Gedankenguts
viel niedriger geworden ist - wenn sie überhaupt noch da ist." Den
deutschen Regierungen müsse er vorwerfen, "dass man die
Bildungspolitik hinsichtlich des Unterrichts über den Holokaust nicht
in der Form durchgebracht hat wie es nötig ist."

Zufrieden zeigte sich Spiegel insofern mit dem Ergebnis der
Bundestagswahl vom September als die überwältigende Mehrheit der
Wähler jeder Form von Rechtsradikalismus eine klare Absage erteilt
habe.

PHOENIX zeigt das Kulturgespräch auf dem Petersberg - Mit Paul
Spiegel am Sonntag, 8. Dezember 2002, um 17 Uhr.

Fotos abrufbar unter www.ard-foto.de

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