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Neue Westfälische: KOMMENTAR Rente mit 69 Das Misstrauen ist groß ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Bielefeld (ots)

Selten ist es der Fall, dass die Reaktion der
Politiker so einmütig ausfällt. Mit starken Worten dreschen sie auf 
die Bundesbank ein, die bis 2060 für eine Anhebung des Rentenalters 
auf 69 Jahre plädiert. Gerade den Regierungspolitikern kommt die 
Debatte ungelegen. Denn schon die Erhöhung des Renteneintrittsalters 
von 65 auf 67 in der vergangenen Wahlperiode hat zu einem Sturm der 
Entrüstung geführt.
Daran ändert auch nichts, dass dieser Sprung erst 2029 endgültig 
vollzogen werden soll. Die Menschen reagieren auf Reformen in der 
Sozialpolitik höchst sensibel. Seitdem Norbert Blüm mit seinem Spruch
"Die Rente ist sicher" die Realität bis zur Unkenntlichkeit schönte, 
ist gerade beim Ruhegeld das Misstrauen groß.
Tatsächlich ist das Rentenniveau im vergangenen Jahrzehnt gesunken. 
Mittlerweile ist es klar, dass ohne das Standbein der Riester- oder 
der Betriebsrente der Wohlstand im Alter nicht aufrechterhalten 
werden kann.
Der tiefere Grund für alle Rentenreformen liegt in dem Umstand, dass 
die Zahl der nachkommenden Beitragszahler immer weiter sinkt, während
die Zahl der Rentenempfänger steigt. Die Menschen werden außerdem 
älter und beziehen länger Rente. Aber das sind Gemeinplätze, die 
nicht auf jedes Leben übertragbar sind.
Nicht nur der berühmte Dachdecker wird nicht bis zum 65., geschweige 
denn bis zum 67. Lebensjahr arbeiten können. Da die Lebenslagen so 
unterschiedlich sind und manche Gruppen der Bevölkerung wie Beamte 
oder Selbstständige überhaupt nicht in die Rentenkasse einzahlen, 
werden die Verhältnisse vom Einzelnen häufig als ungerecht erlebt.
Deshalb hat die Politik alle Hände voll zu tun, Akzeptanz für die 
Rente mit 67 zu schaffen. Die Bundesbank kann es sich erlauben, über 
diese Grenze hinaus zu denken. Sie ist ja nicht von der Stimme der 
Wähler abhängig.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell

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