Neue Westfälische: Gedenktag zum Beginn des Zweiten Weltkrieges Nötig wie eh und je CARSTEN HEIL
Bielefeld (ots)
Wenn die Alten von früher erzählen, verdrehen junge Menschen oft die Augen. Auch offizielle Gedenktage aus historischem Anlass stoßen nur noch bei wenigen Menschen auf Interesse. Die Grundhaltung der Menschen ist Gleichgültigkeit. Das Erinnern wird Politikern und Offiziellen überlassen. Und so wird der gestrige Gedenktag zum 70. Jahrestag des Einmarsches der Deutschen Wehrmacht in Polen und damit des Beginns des Zweiten Weltkrieges zur Randerscheinung. Das jedoch ist ein Fehler. Denn nicht mehr lange werden uns die Alten berichten können, was Krieg, Völkermord und Vertreibung für die Menschen wirklich bedeutet. Dann besteht die Gefahr, dass die Schrecken des Krieges aus dem gemeinsamen Gedächtnis verschwinden. Die nachfolgenden Generationen können sich dann nur noch aus Dokumenten, Archiven und Fachbüchern informieren. Dabei können auch sie in die schwierige Situation kommen, eines Tages selbst über Krieg und Frieden entscheiden zu müssen. Dann ist es besser, sie wissen worüber sie entscheiden und sie wissen, wohin Nationalwahn führen kann. Schon heute ist es angesichts der in der Geschichte verübten Gräueltaten schwer, sich zu verständigen. Das zeigt das immer noch angespannte Verhältnis zwischen Polen und Russland. Auch die kleinen Entspannungssignale des Russen Putin konnten den polnischen, nationalistischen Präsidenten Kaczynski nicht besänftigen. Die Deutschen können der Reihe ihrer weitblickenden Politiker von Willy Brandt über Helmut Kohl bis Gerhard Schröder und gestern Angela Merkel dankbar sein, dass sie die deutsche Schuld klar benannt und um Vergebung gebeten haben. Das Erinnern an Schuld und Verantwortung ist die zentral Aufgabe beim Ringen um Frieden. Das Vergessen dagegen macht die Welt nicht sicher.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de
Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell