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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Machtkampf in Ägypten Hoffen auf ein Wunder BERNHARD HÄNEL

Bielefeld (ots)

Die ägyptische Revolution geht in ihre zweite Phase. Die Richtung aber ist unklar. Folgt auf die Mubarak-Diktatur eine religiöse Diktatur? Oder wird der 2011 begonnene Traum der vornehmlich jugendlichen Protestler von Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und einem Leben in Würde endlich wahr? Eine Prognose des Ausgangs der neuerlichen und überraschend starken Rebellion wäre vermessen. Zu viele Imponderabilien gälte es zu kalkulieren. Die Organisations- und Bindekraft der Muslimbrüder jedenfalls sinkt. Sie haben auch ihre Anhänger enttäuscht. Arbeitlosigkeit und Preise steigen. Die Korruption blüht, und mancherorts grassiert die Kriminalität. Alte Kader befeuern zusätzlich das Chaos. Und die mächtige Generalität kontrolliert weiter 40 Prozent der Wirtschaft. Dem Land droht der Finanzkollaps. Viele staatliche Institutionen verweigern sich oder warten den Lauf der Entwicklung ab. Die Opposition kann zwar Hunderttausende mobilisieren, doch sie spricht nicht mit einer Stimme. Die Führung der liberalen und demokratischen Kräfte ist zerstritten. Sie eint nur der Wunsch nach dem Sturz Mursis und der Muslimbrüder. Das aber wollen die weit radikaleren Salafisten auch. Und sie sprechen mit einer Stimme. Ägypten braucht so etwas wie ein Wunder, um das Chaos abzuwenden, oder die erneute Machtübernahme durch die Militärs. Dies verhindern könnte eine Allparteienregierung, die freie Wahlen organisiert und garantiert.

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