Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Antrag zum SPD-Vorsitz Tradierter Komplex FLORIAN PFITZNER, DÜSSELDORF
Bielefeld (ots)
Es soll ja Leute geben, die meinen, die SPD habe längst eine Doppelspitze: Sigmar und Gabriel, so wenig absehbar sind die Manöver des Parteichefs häufig. Jetzt hat er einige seiner Genossen arg überrascht, indem er einen Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) aufnahm, wonach der Parteivorstand bald von einem und einer Vorsitzenden geführt werden soll. Sieht erst mal prima aus, nach Fortschritt und Gleichberechtigung. Auf den zweiten Blick zeugt der Wunsch nach einer Quote jedoch eher von einem tradierten Minderwertigkeitskomplex der ASF als von einem modernen Parteiverständnis; eine Satzungsänderung würde den emanzipatorischen Prozess samt all seiner Errungenschaften missachten. Politisch haben Frauen in der SPD viel erreicht. Personell stehen mit Hannelore Kraft, Aydan Özoguz oder Manuela Schwesig einflussreiche und charismatische Sozialdemokratinnen auf höchster Parteiebene. Ebenso schwer wiegt das Wort der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, einer temperamentvollen Feministin. Namen wie Kraft, Özoguz oder Dreyer dürfen - wie Angela Merkel in der CDU - natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass bis zu einer echten Gleichrangigkeit noch eine Strecke zurückzulegen ist. Es gibt sie weiterhin, die Abgeordneten, die verschlagen grinsen, wenn weibliche Stimmen im Parlament ertönen. Indes hat Gabriel zuweilen etwas Schröderhaftes, wenn er wie neulich in einem TV-Interview lospoltert. Man konnte ihn zwar verstehen, seinen Groll über die Eingangsfrage, leider aber traf sein Furor wieder mal: eine Frau. Was hilft eine Quotierung, wenn es am Umgang hapert?
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