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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Bußgeld für weggeworfene Zigaretten Leere Drohungen Anneke Quasdorf

Bielefeld (ots)

Auf den ersten Blick scheint es eine empfindliche und damit sinnvolle Strafe: 100 Euro, also 330 Mal so viel wie für eine frische Zigarette, sollen Raucher künftig für den stinkenden Stummel zahlen, wenn sie ihn einfach in die Gegend geschmissen haben. Doch wer wird diese Strafe am Ende tatsächlich zahlen? Und, so ja die Hoffnung des Umweltministeriums NRW, sich dann künftig besser überlegen, ob er zum Nikotin-Müllsünder wird? Laut Kommunen: kaum jemand. Denn der Prozentsatz der Menschen, die sich dabei auf frischer Tat ertappen lässt, ist verschwindend gering. Doch was bleibt Behörden und Verwaltungsapparaten anderes übrig? Die Einführung einer Armada von gut getarnten zivilen Kippen-Kommandos zur lückenlosen Überwachung von rauchenden Passanten? Die wandern dann Seite an Seite mit Taschentuch-Truppen, Hundekot-Hütern und Kaugummi-Kolonnen. Denn es geht natürlich nicht um die Kippen oder um die Raucher. Sondern um die soziale Verantwortung, die auch in Sachen Müllentsorgung jeder Bürger und jeder Konsument hat und wahrnehmen muss. Der Philosoph Jean-Jacques Rousseau hat das schon im 18. Jahrhundert den "volonté générale", den auf das Gemeinwohl gerichteten Willen genannt. Und scharfsinnig erkannt, dass es gewisser Tugenden bedarf, um dieses Gemeinwohl stets vor Augen zu haben. In Sachen Müllentsorgung wären das wohl Tugenden wie Achtsamkeit, Wertschätzung und Rücksichtnahme. Weil die ein Großteil nicht zu besitzen scheinen, bleiben nur Bußgelder als leere Drohungen. Oder, wie im Fall der Zigarettenkippen, Verantwortung auf andere abzuschieben. Und die Tabakindustrie zu verdonnern, sich an den Kosten für die Reinigung und die Entsorgung zu beteiligen.

Pressekontakt:

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Telefon: 0521 555 271
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