Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Wahlkampfplakaten der SPD
Bielefeld (ots)
Wahlkampfplakate waren noch nie besonders originell. Ganz gleich, ob sich darauf eine nichts sagende Parole befindet oder ein mit dem Computer manipuliertes Bild eines scheinbar faltenfreien Politikers zu sehen ist: Schlechte Wahlplakate braucht kein Mensch. In dieser Woche hat die SPD ihre Plakate vorgestellt. Die Kampagne zeigt, wie einfallslos manche Parteien sind, wie wenig Fingerspitzengefühl sie haben und wie wenig vorbildlich sie sich verhalten. Die meisten Plakate der SPD-Kampagne unter dem Motto »Das WIR entscheidet« sind wahlkämpferisches Mittelmaß. Eine Frau mit Buggy fordert mehr Kitaplätze, eine Familie wünscht sich niedrigere Mieten und ein Paar mit grauen Haaren hofft auf ein Alter ohne Armut. Drei Plakate sollen aber wohl besonders kreativ sein. Sie zeigen nicht Peer Steinbrück, sondern Angela Merkel. Auf einem der Bilder sucht die Bundeskanzlerin etwas in ihrer Handtasche. In Anspielung auf ihr Verhalten in der NSA-Affäre lautet der Slogan darunter: »Privatsphäre - Neuland für Merkel?« Ein anderes Motiv zeigt Merkel mit Vize-Kanzler Philipp Rösler (FDP) auf der Regierungsbank. Beide scheinen frustriert zu sein, vielleicht aber auch nur erschöpft. Darunter steht der Slogan: »Beste Regierung seit der Einheit...?«. Das dritte Plakat zeigt Angela Merkel im Gespräch mit ihren zuletzt in die Kritik geratenen Ministern Ronald Pofalla und Thomas de Maizière. Slogan: »Merkels Kompetenzteam«. Die SPD gibt 23 Millionen Euro für den Wahlkampf aus. 8000 Großplakate wollen die Sozialdemokraten in Kürze aufstellen. Der Kanzlerkandidat der SPD befindet sich auf keinem einzigen. Der eigene Mann ist wohl nicht vermittelbar. Der SPD geht es nicht um das eigene Programm, sondern nur ums Diffamieren der anderen. Das ist billig. Es lässt tief blicken. Die SPD sollte nicht auf die vermeintlichen Schwächen der anderen zeigen, sondern selbst sagen, wie es besser geht. Oder weiß sie es gar nicht besser? Zugespitzte Botschaften 50 Tage vor der Wahl sind erlaubt und erwünscht. Aber diese Art von Partei-PR ist vom guten Geschmack weit entfernt. Ein vorbildliches Verhalten einer Partei, die den Kanzler stellen und Deutschland regieren möchte, sieht anders aus. Gefährden diese SPD-Plakate nun die politische Kultur? Nein. Aber sie sind ein Paradebeispiel für schlechte Öffentlichkeitsarbeit. Vielleicht aber auch für die Hilflosigkeit der Sozialdemokraten und ihres Kandidaten selbst. Die SPD kann aber wahrlich nichts dafür, dass die Plakate ein weiteres Qualitätsproblem haben: Sie sind nicht wasserfest. Beim ersten Regen weichen sie auf und fallen ab. Während diese Panne nun Juristen zu klären haben, kann man der SPD nur wünschen, dass nicht bald eine Gewitterfront aufzieht.
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