Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westfalen-Blatt mehr verpassen.

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: zur Elektromobilität

Bielefeld (ots)

Eine Million Elektroautos aus deutscher Produktion bis 2020: Am 15. April 2010 legte der damalige Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) mit dieser sportlichen Ansage die Latte unerreichbar hoch. Tatsächlich sind Anfang 2019 gerade 90.000 vollelektrische Autos in Deutschland zugelassen. Die bundesamtliche Statistik wird auch nicht besser durch das Hinzuzählen von 76.000 Benzin-Batterie-Mischlingen mit Kabelanschluss - Plug-In-Hybride genannt. Vor neun Jahren hatten weder Politik, Hersteller noch die Medien Zweifel an der kühnen Vision. Kanzlerin Angela Merkel übernahm das Regierungsziel »eine Million Elektroautos bis 2020«. Klug, wie sie ist, ließ sie die Wörtchen »aus deutscher Produktion« allerdings schnell fallen. Millionen E-Autos weltweit wären schon heute eine Entlastung der Umwelt und ein echtes Stück grüne Revolution. Die Realität sieht anders aus. US-Musterknabe Tesla hat bislang gerade 160.000 langstreckentaugliche Mittelklassewagen fertiggestellt. Das Model 3, das wegen seiner Reichweite angebliche Schreckgespenst deutscher Autobosse, ist knapp doppelt so teuer wie 2016 versprochen. Aus den weltweit 420.000 Vorbestellungen sind bislang mickrige 3000 bis 4000 echte Kaufverträge aus Deutschland hervorgegangen. Kia e-Niro und Audi e-tron bieten fast genauso gute Akkus, sind aber auch noch kein Massenprodukt. Vielfältiger ist das Angebot an vollelektrischen Kleinwagen. Reichenweiten unter 200 Kilometern sind genug, um mit billigem Strom aus der Garage zur Arbeit zu pendeln. Dennoch entfielen zuletzt nur 0,5 Prozent aller Neuzulassungen auf diese Nische. Der große Durchbruch wird weder 2020 noch 2022, wie Berlin immer noch propagiert, gelingen. Aber woran liegt es, dass eine an sich gute Sache so schlecht läuft? Behauptungen, die Regierung habe zu lange allein auf den Diesel gesetzt, reichen zur Erklärung nicht aus. Dem Vorwurf mangelnder Förderung stehen fünf Milliarden Euro für Forschung, Lade-Infrastruktur und Steuervorteile entgegen. Nicht einmal die Erhöhung des Umweltbonus auf 6000 Euro dürfte helfen. E-Autos sind schlicht zu teuer. Das große Versprechen künftig fahrerlos surrender Smartphones auf Rädern kann die Gesetze des Marktes nicht umpolen. Die große Masse entscheidet nach dem Kontostand. Solange Benzin- und Dieselfahrzeuge deutlich mehr fürs Geld bieten, wird das so bleiben. Und dann wären da noch die Betrügereien der deutschen Hersteller. Die Quittung sind Fahrverbote, unüberschaubare Förderbedingungen für Altdiesel in Problemzonen und die massive Verunsicherung aller Verbraucher. Solcherart irritiert, kauft mancher gerade einen neuen Benziner, der bis 2030 halten dürfte.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Dominik Rose
Telefon: 0521 585-261
d.rose@westfalen-blatt.de

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westfalen-Blatt
Weitere Storys: Westfalen-Blatt
  • 11.01.2019 – 21:00

    Westfalen-Blatt: das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Keimen auf Geflügelfleisch

    Bielefeld (ots) - Die Nachricht, dass jedes zweite Hähnchen mit Darmerregern belastet ist, ist schockierend. Wieso bekommt ein so hoch entwickeltes Land wie Deutschland das Hygieneproblem insbesondere in vielen Schlachthöfen nicht in den Griff? Offenbar werden Schnittwerkzeuge zu wenig gereinigt. Und ob die Kühlkette vom Mastbetrieb bis in den Einzelhandel immer ...

  • 11.01.2019 – 21:00

    Westfalen-Blatt: das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Angela Merkels Griechenlandbesuch

    Bielefeld (ots) - Das Ende ihrer Kanzlerschaft vor Augen, agiert Angela Merkel wie befreit. Auch bei ihrem Besuch in Griechenland. Auf die Haltung der CDU-Schwesterpartei Nea Dimokratia (ND) zur Mazedonien-Frage nimmt sie keine Rücksicht. Dass der ND-Chef und wahrscheinlich nächste Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis im Namensstreit eine harte Position vertritt, ...

  • 10.01.2019 – 21:00

    Westfalen-Blatt: zum Kongo

    Bielefeld (ots) - Die Demokratische Republik Kongo hat gewählt und der erklärte Sieg von Félix Tshisekedi ist eine faustdicke Überraschung. Es ist bemerkenswert, dass das 80-Millionen-Volk unter der seit 1997 mit harter Hand herrschenden Kabila-Familie überhaupt eine Wahl hatte. Dass dann auch noch ein Kandidat der Opposition der Sieger sein soll, ist fast zu schön um wahr zu sein. Zum Jubeln ist es aber zu früh. Das gilt nicht nur, weil der übliche Vorwurf der ...