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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) kommentiert zur Reise von US-Präsident George W. Bush

Bielefeld (ots)

»Ich glaube nicht, dass ich von einem Stichtag
gesprochen habe. Ich dachte, ich habe gesagt, Zeit - Ich habe das 
gesagt? Was genau habe ich gesagt? Ich habe Stichtag gesagt? Okay, 
ja, dann habe ich gemeint, was ich gesagt habe.«
 US-Präsident George W. Bush muss auf seiner einwöchigen Europareise 
höllisch aufpassen, dass er nicht ins Schwimmen gerät. Auf die Frage 
nach einem Stichtag, an dem seine Geduld mit den festgefahrenen 
Bemühungen um ein Abkommen für die Unabhängigkeit Kosovos zu Ende 
sei, zerbrachen gestern jedenfalls auch die allerletzten Worthülsen.
Bush absolviert immerhin ein Riesenprogramm, das zugleich die Grenzen
der präsidialen Regelungsmöglichkeiten aufzeigt. Beim G8-Gipfel in 
Heiligendamm hatte er sich zu fügen, in Italien gab's kaum mehr als 
Höflichkeiten und allen osteuropäischen Gesprächspartnern muss er in 
der Raketenfrage seine zwangsläufig geänderte Position nach dem 
überraschenden Putin-Vorschlag darlegen.
 Die albanische  Regierung erhoffte sich gestern vom siebenstündigen 
Zwischenstopp Unterstützung für ihre Bemühungen um einen 
Nato-Beitritt und die Unabhängigkeit der überwiegend von Albanern 
bewohnten serbischen Provinz Kosovo. Die USA gelten als treibende 
Kraft hinter dem Kosovo-Plan der Vereinten Nationen, der die 
Unabhängigkeit für die Provinz noch in diesem Jahr vorsieht. Während 
seines Italien-Besuchs hatte Bush gefordert, trotz russischen 
Widerstands den Plan sofort umzusetzen.
Unschöne Szenen wie in Rom und Rostock musste Bush in Albanien nicht 
fürchten. Antiamerikanismus gibt es hier nicht. Bunte Fähnchen und 
große Plakate mit einem lächelnden Bush prägten das Straßenbild. 
Nebenbei gab es noch die höchste Ehrenmedaille des Landes und eine 
Straße wurde nach Bush benannt.
 Außenministerin Condoleezza Rice und die US-Diplomatie sollen nach 
dem Wunsch des Präsidenten jetzt »hart daran arbeiten«, mit Russland 
und anderen Partnern zu einer Gemeinsamkeit auf Grundlage der Pläne 
von UN-Vermittler Martti Ahtisaari zu kommen. Merkel hatte in 
Heiligendamm schon erklärt, die Kosovofrage müsse bald geklärt 
werden, es gehe aber nicht um Tage oder Wochen dabei. Es mache auch 
keinen Sinn, wieder einen anderen Vermittler loszuschicken.
Der Ahtisaari-Plan sieht eine kontrollierte Unabhängigkeit des seit 
1999 unter UN-Verwaltung stehenden Kosovos vor. Wladimir Putin 
bestärkt hingegen Serbien in dessen Totalverweigerung. Dieses Ringen 
ist noch nicht entschieden.
Zumindest die Optimisten in den westlichen Hauptstädten erwarten 
einen Durchbruch beim Besuch Putins auf dem Privatsitz des 
amerikanischen Präsidenten in Kenenbunkport in gut vier Wochen. Eine 
entsprechende Einladung hatte der Russe vergangene Woche angenommen -
was allerdings nichts darüber aussagt, welchen Vorschlag er dann 
womöglich aus dem Hut zaubert.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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