Mein Leben als Vize-Weltmeister von Oliver Welke
Berlin (ots)
Die Bundesliga-Saison 2001/2002, meine erste als Vize-Weltmeister und "ran"-Moderator - zumindest in der Kombination eine neue Erfahrung. Denn bei "meinen" vorangegangenen Vize-Weltmeisterschaften hatte ich mit Fußball doch - ehrlich gesagt - recht wenig am Hut.
1966 zum Beispiel: Während sich die komplette männliche Verwandtschaft bei uns im Wohnzimmer über das Wembley Tor ereiferte, lag ich teilnahmslos in meiner Wiege, vermutlich Milchprodukte konsumierend oder ausscheidend. Gut möglich, dass auch andere drei Monate junge Deutsche dem legendären Finale damals zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben, aber das macht es natürlich nicht weniger peinlich.
Gleich noch ein Geständnis hinterher: 1982, bei der verdienten Finalpleite gegen Italien, befand ich mich in einer Lebensphase, in der mich der Zustand meiner pubertierenden Haut weit mehr bekümmerte, als die uneleganten Angriffsbemühungen der DFB-Elf.
Und 1986 schließlich war ich zwar endlich Fußball-Fan, aber gleichzeitig auch Zivildienstleistender im Altenheim - wo ich das Spiel gegen Argentinien dann leider auch gucken musste. Gemeinsam mit sehr mitteilungsbedürftigen Patienten, die entweder ununterbrochen nach der Rückennummer von Fritz Walter oder ihrer Bettpfanne gefragt haben.
Daher ist unsere jüngste Vize-Weltmeisterschaft für mich so anders. Auf sie konnte ich mich erstmals 100prozentig konzentrieren. Sie habe ich professionell begleitet, will sagen, ich habe darüber geredet - im Fernsehen und das auch noch für Geld. Von dem ich eigentlich einen Teil zurückzahlen müsste. Denn auch ich gehörte zum Chor der unkenden "Experten", die "uns" ein WM-Aus allerspätestens im Viertelfinale prophezeit hatten.
Umso schöner, dass es dann ganz anders gekommen ist und dass die neue Fußballeuphorie auch auf die Bundesliga übergegriffen hat. Jetzt ist die Saison schon ein paar Spieltage alt, und vor allem die europäischen Wettbewerbe haben gezeigt: Auch als Mannschaft aus dem Land des Vizeweltmeisters kriegst du nichts geschenkt.
In der Bundesliga sah es zunächst nach einem einschaltquotentötenden Bayerndurchmarsch aus, jetzt ist wieder Spannung drin. Übrigens auch für mich privat: "ran"-Sendungen zu moderieren, in dem Bewusstsein, dass man eventuell gleichzeitig und in Abwesenheit Vater wird, ist ein seltsames Gefühl. Aber wenn mein Sohn ein Profi ist, dann kommt er an einem Werktag und nicht an einem Bundesligawochenende. Denn obwohl unsere erste Geburt eine sehr anstrengende Erfahrung war (nebenbei erwähnt auch für meine Frau), wäre ich doch gern wieder dabei.
Mein Sohn Nummer 1, inzwischen dreieinhalb, hat hingegen neulich verkündet, später Oliver Kahn werden zu wollen. Da habe ich mich kurz erschrocken. Heißt das, er will als Erwachsener andere Menschen am Kragen packen, durchschütteln oder gar beißen? Oder heißt das, er will mal als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft Vize-Weltmeister werden? Dabei hat er Letzteres ohne große Anstrengung längst erreicht.
Vize-Weltmeister sind wir doch alle, dank Rudi mindestens bis 2010.
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