Kölnische Rundschau: zu Autogipfel/E-Mobilität/Ladeinfrastruktur
Köln (ots)
Anmaßung von Wissen
Raimund Neuß zum Autogipfel Elektro-Tankstellen in jedem Stadtviertel, jedem Dorf. Bis zu 100 000 im Jahr 2021, eine Million 2030. Die Industrie beteiligt sich, heißt es im Masterplan der Bundesregierung, woraus klar wird, wer die Hauptlast schultern wird: der Steuerzahler. Der Staat plant, und die Industrie, die sich beim Thema Elektromobilität jahrelang von ausländischen Konkurrenten hat vorführen lassen, die Industrie also zieht mit. Ein Glück, dass es so kommt, könnte man sagen, und: Gut, dass der Staat den Managern zeigt, wo es lang geht.
Einen Moment bitte. Ist das wirklich gut? Oder maßt sich die Bundesregierung ein Wissen an, das sie nicht hat, weil es niemand haben kann? Man muss gar nicht das böse Wort Planwirtschaft bemühen, um Zweifel an der Art zu entwickeln, wie der Staat eine von vielen Antriebstechniken forciert - pikanterweise einen Tag vor der groß angekündigten Vorstellung einer neuen Wasserstoffstrategie. Die aufwendige Herstellung der Batterien verdirbt die CO2-Bilanz; gegenüber Modellen mit Wasserstoff haben Batterieautos allenfalls dann die Nase vorn, wenn kleine Stromspeicher eingesetzt werden - auf der Kurzstrecke.
Vielleicht ist das wirklich die Zukunft, vielleicht reisen wir in zehn Jahren nur noch mit Zügen und Elektrotaxis. Vielleicht halten wir aber doch an der klassischen Familienkutsche fest und würden gern Wasserstoff tanken. Wer kann wissen, wo die Fahrt hingeht?
Unser Staat sollte vor allem Grundlagenforschung fördern. Hier ist noch viel zu tun - bei Batterien, Elektrolyseanlagen, Brennstoffzellen. Darüber hinaus mag er den Betrieb von Tankstellen regulieren - so, dass alle relevanten Energieträger anzubieten sind, von Methan über Wasserstoff bis hin zum Strom. Planen und bezahlen sollten das aber die, die daran verdienen wollen: Konzerne und ihre Aktionäre.
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