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WDR Pressemitteilung: „Monitor“-Gründer Claus Hinrich Casdorff gestorben
Pleitgen: „Er hat Standards für den deutschen Journalismus gesetzt“

Köln (ots)

Der langjährige WDR-Journalist, Fernseh-Chefredakteur
und Gründer des ARD-Magazins „Monitor“, Claus Hinrich Casdorff, ist
heute im Alter von 78 Jahren gestorben. WDR-Intendant Fritz Pleitgen:
„Für uns im Westdeutschen Rundfunk ist heute ein trauriger Tag. Claus
Hinrich Casdorff war eine Instanz, nicht nur in den Programmen
unseres Senders, sondern im deutschen Journalismus überhaupt. Er hat
wie kaum ein anderer tiefe Spuren in unserem Sender hinterlassen“.
Der 1925 in Hamburg geborene Casdorff zählt zu den profiliertesten
Vertretern des deutschen Journalismus und hat die Geschichte des
deutschen Fernsehens von der ersten Stunde an wesentlich mitgeprägt.
In seiner mehr als 46jährigen WDR-Zugehörigkeit etablierte Casdorff
eine Reihe von wegweisenden und äußerst erfolgreichen Sendungen.
Seine Integrität und Charakterstärke hatte er - so Fritz Pleitgen -
„schon als junger Mensch unter Beweis gestellt. Er engagierte sich
gegen die Nazis, wurde deshalb von der Gestapo verhaftet und ins
Zuchthaus geworfen. Dieser Mut kennzeichnete ihn auch in seinem
Berufsleben“.
Seine Laufbahn begann er 1947 in der Nachrichtenabteilung des NWDR
in Hamburg. Neun Jahre später ging er als Redakteur zum WDR in Köln
und war bis 1963 Chef vom Dienst der Hörfunk-Nachrichten. Bereits
1961 hatte er mit „Hier und Heute“ seine erste Fernsehsendung, die er
moderierte. Seit 1963 leitete er die Kölner Redaktion des
zeitkritischen Magazins „Report“. Einen weiteren Meilenstein der
Fernsehgeschichte setzte Casdorff im Jahr 1965 als er das Magazin
„Monitor“ aus der Taufe hob, dessen Leiter und Moderator er auch war.
Das zeitkritische Magazin wurde in seinen legendären Anfangsjahren
u.a. durch die sogenannten „Kreuzfeuer“- Interviews bekannt. Darin
konfrontierten Claus Hinrich Casdorff und sein Kollege Rudolf
Rohlinger prominente Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und
Gesellschaft mit oft brisanten Fragen, die in perfekt abgestimmten
Wechsel von beiden Interviewern gestellt wurden. Fritz Pleitgen:
„Claus Hinrich Casdorff verkörperte in angelsächsisch-lakonischer
Manier den Typ des unabhängigen Journalisten. Er kannte wahrlich
keine Furcht vor Fürstenthronen. Seine Kreuzfeuer-Interviews zusammen
mit Rudolf Rohlinger waren legendär. Claus Hinrich Casdorff ließ sich
nie mit Ausflüchten abspeisen oder gar von den Größen unseres Staates
einschüchtern“. Mit Casdorff an der Spitze ebnete sich das
Politikmagazin „Monitor“ schnell den Weg ins öffentliche Interesse.
„Monitor“ war und ist Markenzeichen und Reizwort zugleich und gehört
seit nunmehr fast 40 Jahren immer noch zu den klassischen politischen
Magazinen im deutschen Fernsehen.
Darüber hinaus hat Casdorff in der Zeit von 1965 bis 1977 die WDR-
Ausgaben des ARD-Auslandsmagazins „Weltspiegel“ moderiert. Im Januar
1972 übernahm Casdorff die Leitung der Programmgruppe Magazin im WDR
Fernsehen. Seine Funktion als Redaktionsleiter von „Monitor“ gab er
im Sommer 1973 an Klaus Bresser ab, kehrte aber 1975 bis 1981 in
diese Position zurück und wurde dann 1982 von Gerd Ruge abgelöst. Als
Interviewer widmete er sich der Sendung „Gegenrede“, die das
„Kreuzfeuer“ ablöste. Von 1977 bis 1982 war Casdorff Leiter der
Programmgruppe Innenpolitik und stellvertretender Chefredakteur für
die Landesprogramme des WDR. Die von Casdorff gestaltete
Regionalisierung des Fernsehens ist für Fritz Pleitgen eine wahrhafte
Pionierleistung: „Die Erfolgssendung Aktuelle Stunde ist von ihm
geschaffen worden“.
Auf dem Bildschirm war Casdorff von 1980 bis 1993 als Moderator
der WDR-Sendung „Ich stelle mich“ zu sehen, in der er
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens kritisch befragte. Dabei
reichte die Reihe der Gäste von Gotthilf Fischer, Hans Rosenthal bis
hin zum Bauernpräsidenten von Heeremann, dem Theologen Hans Küng und
Helmut Kohl. Von 1981 bis 1990 lief darüber hinaus seine Talk- Show
„Schlag auf Schlag“ in der ARD. 1982 wurde Casdorff vom damaligen
WDR-Intendanten Friedrich Wilhelm von Sell zum
Regionalisierungsbeauftragten und Chefredakteur der Fernseh-
Landesprogramme berufen.
Claus Hinrich Casdorff war ständiger Kolumnist bei mehreren
Tageszeitungen und gab 1981 das Buch „Weihnachten 1945“ und 1983 den
Band „Demokraten. Profile unserer Republik“ heraus. Für seine
journalistischen Verdienste beim Aufbau der Bundesrepublik
Deutschland wurde er 1979 mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse
ausgezeichnet. Im Jahr 1990 erhielt er die Theodor-Heuss- Medaille in
Gold, 1991 den Verdienstorden des Landes Nordrhein- Westfalen.
Seit seiner Pensionierung im Herbst 1990 war Claus Hinrich
Casdorff als Unternehmensberater tätig. Er veranstaltete
Fernsehseminare für Führungskräfte der deutschen Wirtschaft, hielt
regelmäßig Vorträge und leitete Diskussionsrunden. Seit 1994 war
Casdorff 1. Vorsitzender des Kölner Presseclubs.
Rückfragen: 	Rüdiger Oppers / WDR-Pressestelle
 	        Tel. 0221 / 220-2405
ots-Originaltext: WDR Westdeutscher Rundfunk
Digitale Pressemappe: 
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=7899

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