VDE Verb. der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik
aktuell zur CeBIT 2006: ITK-Standort Deutschland 2006
VDE: Bürger für Innovationen, aber skeptisch bei eigenen Stärken
Frankfurt/Main (ots)
- Großes Potenzial für Breitband, Handy-TV und RFID - Elektro-Ingenieure auf dem Arbeitsmarkt stark gefragt
In der Informations- und Kommunikationstechnik (ITK) ist der Standort Deutschland besser aufgestellt, als es der deutschen Öffentlichkeit bewusst ist. Das hob der VDE am Donnerstag auf der CeBIT 2006 hervor. Technisch spiele Deutschland in der Welt-Spitzenliga. Großes Potenzial bestehe bei breitbandigen Internetanschlüssen, den künftigen digitalen TV-Anwendungen auch im Mobilfunk sowie bei den neuen intelligenten Funketiketten (RFID). Die Unterschätzung der deutschen Position in der Öffentlichkeit ist nach Ansicht des Verbandes ein Handicap für den Standort. "Denn Renommee bedeutet Wettbewerbsstärke und Umsatz", sagte Prof. Dr.-Ing. Alexander Röder, Vorsitzender der Informationstechnischen Gesellschaft im VDE und Managing Director von O2 (Germany) GmbH, in Hannover.
Dem aktuellen VDE-Verbraucher-Panel Informationstechnik 2006 zufolge hat sich die positive Einstellung der Deutschen gegenüber der Informationstechnik und technischen Innovationen im Vergleich zum Vorjahr zwar noch einmal deutlich verbessert, das Vertrauen in die Stärke des eigenen Landes, auch in die Stärke Europas, ist nach den VDE-Umfrageergebnissen jedoch weiter zurückgegangen. Die stärkste Innovationskraft sieht die deutsche Bevölkerung in Japan, neuerdings gefolgt von China, das die USA vom zweiten Platz verdrängt hat.
Arbeitsmarkt
Die Stärke des ITK-Standorts Deutschland spiegelt sich auch am Arbeitsmarkt für Ingenieure wider, so der VDE. Die Arbeitslosenquote bei Ingenieuren der Elektrotechnik ist binnen Jahresfrist von 6,3 Prozent auf 4,5 Prozent im Februar 2006 gesunken und damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren. Die Zahl der offenen Stellen stieg in den letzten zwölf Monaten deutlich an und dürfte weiter zunehmen. Das aktuelle VDE-JobBarometer, eine von VDE und worldwidejobs.de ermittelte Auswertung von Online-Stellenangeboten für Elektro-Ingenieure von 1.000 Unternehmen, zeigt derzeit rund 4.400 Stellenangebote allein im Web. Nach Hochrechnungen des VDE beläuft sich der jährliche Bedarf an Elektroingenieuren nun auf deutlich über 10.000. Hält diese Entwicklung an, werden die diesjährigen circa 9.600 Absolventen der Elektrotechnik den Fachkräfte-Bedarf der deutschen Wirtschaft nicht decken können.
Breitbandversorgung treibt Festnetzmarkt
Die Nachfrage nach breitbandigen Anschlüssen nimmt in Deutschland rasant zu. Im internationalen Vergleich hat Deutschland bei breitbandigen Anschlussarten mit 27 Anschlüssen je 100 Einwohner jedoch noch erheblichen Nachholbedarf. Laut Bundesregierung könnte bis 2008 für 98 Prozent aller Haushalte ein breitbandiger Internetzugang über Festnetz, Kabel oder terrestrische Funktechnologien verfügbar sein. In dieser Entwicklung sieht der VDE für die kommenden Jahre viel Arbeit für Ingenieure der Elektronik und Elektrotechnik.
Mobilfunk: Wachstum durch Handy-TV
Rund 80 Millionen Mobilfunkgeräte gab es Ende 2005 in Deutschland. Der Gesamtumsatz des Marktsegmentes betrug über 28 Milliarden EUR. Damit gibt es in Deutschland inzwischen mehr Handys als Festnetzanschlüsse. Rund 2,3 Millionen Menschen nutzten Ende 2005 UMTS, etwa zehnmal mehr als ein Jahr zuvor.
Für die nähere Zukunft sieht der VDE einen bedeutenden Markt bei der Einführung von Handy-TV in Deutschland. Derzeit bevorzugen die Netzbetreiber dazu den Standard DVB-H als wertvolle Ergänzung der Mobilfunknetze für populäre Dienste wie Radio- oder TV-Übertragungen. Die Markteinführung von Handy-TV wird derzeit weltweit in zahlreichen Pilotprojekten getestet und läuft auch in Deutschland auf Hochtouren. "Noch in diesem Jahr werden wir in Deutschland verschiedene Pilotprojekte und kommerzielle Tests sehen", erklärt VDE-Experte Prof. Dr.-Ing. Ulrich Reimers, TU Braunschweig und Entwickler des digitalen Fernsehens. Der Regelbetrieb soll 2007 beginnen.
Deutschland bei RFID in Führung
Bei den intelligenten Funkchips (RFID, Radio Frequency Identification) sieht die Informationstechnische Gesellschaft im VDE für Deutschland große Chancen, eine Führungsposition im globalen Wettbewerb zu übernehmen. Gründe seien das hervorragende Kapital an Softwarespezialisten und die gute IT-Infrastruktur. Hinzu komme bei dieser Querschnittstechnologie die traditionelle Stärke Deutschlands im Bereich der Systemtechnik. Das Spektrum der RFID-Anwendungen erstreckt sich über alle Zweige von Industrie, Dienstleistung, Handel und Logistik.
Spitzenposition bei E-Commerce
Zur internationalen Spitze gehört Deutschland im E-Commerce. 30 Prozent aller in Westeuropa über das Internet gehandelten Waren und Dienstleistungen werden laut Bitkom hierzulande verkauft. Der Umsatz im elektronischen Handel ist in Deutschland im Jahr 2005 um 58 Prozent auf 321 Milliarden Euro gestiegen. Mit 90 Prozent entfällt der Großteil des Umsatzes auf Transaktionen zwischen Unternehmen. Der Online-Handel mit Privatkunden stieg 2005 um 43 Prozent auf 32 Milliarden Euro.
Innovationen gezielt vorantreiben
In seiner Studie "Hessen Innovativ - Technischer Horizont 2015" hat der VDE mögliche Handlungsoptionen aufgezeigt, die sich auch auf den ITK-Standort Deutschland übertragen lassen. Für eine schnelle Umsetzung der Forschungsergebnisse aus der Informations- und Kommunikationstechnik in Patente und marktreife Produkte müssten beispielsweise anwendungsnahe F&E-Projekte verstärkt gefördert werden, fordert der VDE. Über den vermehrten Einsatz von Produkten und Ergebnissen aus nationalen F&E-Projekten solle Deutschland seine Vorreiterrolle nach innen und außen dokumentieren, empfiehlt der Verband. Deutschland könne sich mit ehrgeizigen Visionen und Projekten als internationaler Standort für Innovationen nachhaltig profilieren und damit im globalen Wettbewerb positionieren. Im Bereich Medizintechnik liegt die Bundesrepublik beispielsweise auf Platz 2, in der TeleMedizin ist sie sogar führend. Mit dem Einsatz moderner TeleMonitoring-Systeme "Made in Germany" lassen sich die Ausgaben für bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 50 Prozent senken lassen.
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