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Uni Hohenheim besetzt neu geschaffene Professur für Integrative Taxonomie der Insekten

Uni Hohenheim besetzt neu geschaffene Professur für Integrative Taxonomie der Insekten
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PRESSEMITTEILUNG DER UNIVERSITÄT HOHENHEIM

Erste KomBioTa-Professur:

Forschung und Lehre für die Artenvielfalt

Universität Hohenheim besetzt Professur am „Kompetenzzentrum Biodiversität und integrative Taxonomie“ mit Prof. Dr. Christian Rabeling

Zum 1. Juli 2022 wurde Prof. Dr. Christian Rabeling auf die neu geschaffene Professur für Integrative Taxonomie der Insekten am Institut für Biologie der Universität Hohenheim in Stuttgart berufen. Die Professur bildet den Kern des „Kompetenzzentrums Biodiversität und Integrative Taxonomie“ der Universität und des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart und wird mit Arbeitsgruppen in beiden Institutionen kooperieren. Ziel ist nicht nur zur Artenvielfalt der Insekten zu forschen und innovative Lehrangebote zu schaffen, sondern auch den Wissenstransfer in die Gesellschaft zu fördern. Die Professur wird aus Landesmitteln finanziert und durch die Carl-Zeiss-Stiftung unterstützt.

Prof. Dr. Rabeling ist Evolutionsbiologe und forschte zuletzt als Associate Professor an der Arizona State University in den USA. Sein besonderes Interesse gilt den Mechanismen der Artbildung und der biologischen Vielfalt von Ameisen sowie der Evolution von Wechselbeziehungen zwischen ihnen und anderen Organismen.

„Insekten sind elementar für unsere Ökosysteme, insbesondere für Agrar- und Kulturlandschaften. Mit dem Forschungszentrum leisten wir einen Beitrag zu einer Trendumkehr beim Arten- und auch beim Insektensterben. Die Professur für Taxonomie für Insekten ist das Herzstück am Kompetenzzentrum für Biodiversität und Integrative Taxonomie. Ich freue mich, dass es der Universität Hohenheim gelungen ist, mit Professor Dr. Christian Rabeling eine international herausragende Persönlichkeit für den Aufbau des neuen Zentrums zu gewinnen“, sagt Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.

„Die Zerstörung natürlicher Lebensräume und der davon verursachte Artenschwund bereitet mir schon lange Sorge“, so Prof. Dr. Rabeling. „Die Auswirkungen sind auch in Mitteleuropa und Deutschland deutlich messbar, und das viel diskutierte Insektensterben ist ja nur eine Facette des Artensterbens, die wir direkt vor unserer Haustür beobachten können.“

Schützen kann man nur, was man kennt

Deswegen komme dem Forschungsgebiet „Integrative Taxonomie der Insekten“ eine besondere Bedeutung zu, denn schützen könne man nur, was man kenne. Bislang sei es jedoch an deutschen Universitäten kaum vertreten: „Die Evolutionsbiologie von Organismen wurde in Deutschland über Jahre vernachlässigt, was auch in der wissenschaftlichen Landschaft zu einem Rückgang von Artenkennerinnen und Artenkennern geführt hat“, so Prof. Dr. Johannes Steidle, Vorstand des Kompetenzzentrums Biodiversität und integrative Taxonomie (KomBioTa).

„Daher freue ich mich, dass das Land Baden-Württemberg, die Universität Hohenheim und das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart diese besorgniserregende Entwicklung ernst nehmen und mit der Gründung des KomBioTa eine wissenschaftliche Initiative zur Bekämpfung des Artensterbens ins Leben gerufen haben und dass mit dem Arbeitsbeginn von Prof. Rabeling diese Initiative jetzt richtig durchstarten kann.“

Artenkenntnisse vermitteln

Mit Einrichtung der Professur wollen die Universität Hohenheim und das KomBioTa eine Vorreiterrolle für Baden-Württemberg und darüber hinaus einnehmen. „Unsere Aufgabe ist es, Artenkenntnisse zu vermitteln, die nächste Generation von Biodiversitätsexpert:innen und Artenkenner:innen auszubilden sowie Bürger:innen für die Ziele des Artenschutzes zu gewinnen“, erklärt Prof. Dr. Rabeling.

Er fährt fort: „Durch unsere wissenschaftliche Arbeit wollen wir einen Beitrag zum Erhalt der Ökosysteme und der darin lebenden Artenvielfalt leisten. Unsere Anstrengungen werden sich sowohl auf lokaler Ebene als auch in internationalen Projekten zeigen, und das KomBioTa wird aktiv am gesellschaftlichen und politischen Dialog teilnehmen.“

Die Universität Hohenheim und das Forschungsmuseum kooperieren bereits seit vielen Jahren erfolgreich in Forschung und Lehre. Diese intensive Zusammenarbeit soll demnächst noch um eine weitere Professur im Bereich „Biodiversitätsmonitoring“ als gemeinsame Berufung der beiden Kooperationspartner verstärkt werden.

Finanziert aus Mitteln des Landes BaWü und unterstützt durch die Carl-Zeiss-Stiftung

Die Professur wird vom Land Baden-Württemberg aus Mitteln der Landesinitiative Integrative Taxonomie finanziert. Die Carl-Zeiss-Stiftung unterstützte die Berufung von Prof. Dr. Rabeling im Rahmen des CZS Fonds zur Berufung internationaler Wissenschaftler:innen durch zwei zusätzliche Doktorandenstellen sowie die anteilige Finanzierung eines Stereomikroskops inkl. Digitalkamera.

Zudem bewilligte sie auch Mittel für Dual-Career-Maßnahmen für die Partnerin von Prof. Dr. Rabeling. Dadurch wird die Beschäftigung von Dr. Simone Cappellari Rabeling, einer ebenfalls in der Biodiversitätsforschung ausgewiesenen Wissenschaftlerin, in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Philipp Schlüter ermöglicht.

HINTERGRUND: Kurzlebenslauf Prof. Dr. Christian Rabeling

Prof. Dr. Christian Rabeling erwarb 2004 sein Diplom in Biologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Während seines Studiums studierte er ein Jahr lang an der Universidade de São Paulo in Brasilien. Im Jahr 2010 wurde er an der University of Texas in Austin promoviert und erhielt ein Postdoc-Stipendium für das National Museum of Natural History am Smithsonian Institution. 2011 wurde er zum Junior Fellow der Harvard Society of Fellows gewählt. Drei Jahre später nahm er eine Stelle als Assistant Professor an der University of Rochester an und wechselte 2017 zur Arizona State University, wo er zuletzt als Associate Professor arbeitete.

Sein besonderes Forschungsinteresse gilt derzeit der Entstehung von sozialparasitären Ameisenarten. Diese dringen in die Kolonien anderer Ameisenarten ein, legen dort Eier und überlassen die Aufzucht der Brut dem Wirt. Er möchte verstehen, wie sich sozialer Parasitismus vielfach unabhängig voneinander entwickelt hat und wie im Allgemeinen Veränderungen in der sozialen Lebensweise zu Artbildungsprozessen beitragen. Zudem erforschen die Mitarbeiter:innen der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Rabeling die Evolutionsgeschichte und Taxonomie der Blattschneiderameisen Südamerikas und die Artenvielfalt des Südsee Archipels Vanuatu.

HINTERGRUND: Integrative Taxonomie

Die Taxonomie ist das Teilgebiet der Biologie, in der neue Arten entdeckt und beschrieben werden und das die verwandtschaftlichen Beziehungen von Lebewesen (und Viren) in einem hierarchischen System erfasst. In der Biologie erfolgt diese Einteilung traditionell in einem bestimmten Rang einer Systematik, wie Art, Gattung oder Familie. In der „Integrativen Taxonomie“ werden Methoden der klassischen Taxonomie multidisziplinär mit molekularbiologischen Methoden, bildgebenden Verfahren zur Untersuchung der Morphologie, dem äußeren Erscheinungsbild, verhaltensbiologischen und ökologischen Untersuchungen kombiniert.

HINTERGRUND: Kompetenzzentrum Biodiversität und integrative Taxonomie (KomBioTa)

Das Artensterben und insbesondere der Rückgang der Insekten stellt eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts dar. Der Verlust an Vielfalt betrifft Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen, deren Fehlen die Funktion von Ökosystemen, und damit auch wichtige Serviceleistungen für den Menschen, wie die Bestäubung der Pflanzen bis hin zu fundamentalen Ökosystemleistungen, wie dem Reinigen von Luft und Wasser, gefährdet.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurde KomBioTa im Jahr 2020 an der Universität Hohenheim und am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart aus Landesmitteln eingerichtet. Es bündelt zahlreiche Arbeitsgruppen an beiden Institutionen für gemeinsame Forschung und Lehre. Das Land fördert das Zentrum der Universität Hohenheim und des Naturkundemuseums Stuttgart im Rahmen der Landesinitiative „Integrative Taxonomie“ mit jährlich rund 1 Million Euro.

HINTERGRUND: Carl-Zeiss-Stiftung

Die Carl-Zeiss-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Freiräume für wissenschaftliche Durchbrüche zu schaffen. Als Partner exzellenter Wissenschaft unterstützt sie sowohl Grundlagenforschung als auch anwendungsorientierte Forschung und Lehre in den MINT-Fachbereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). 1889 von dem Physiker und Mathematiker Ernst Abbe gegründet, ist die Carl-Zeiss-Stiftung eine der ältesten und größten privaten wissenschaftsfördernden Stiftungen in Deutschland. Sie ist alleinige Eigentümerin der Carl Zeiss AG und SCHOTT AG. Ihre Projekte werden aus den Dividendenausschüttungen der beiden Stiftungsunternehmen finanziert.

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Text: Stuhlemmer

Kontakt für Medien

Dr. Ann-Catrin Fender, Universität Hohenheim, Geschäftsstelle KomBioTa

T +49 (0)711 459 24930, E anncatrin.fender@uni-hohenheim.de

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Pressestelle
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Tel.: 0711 459-22003
Fax: 0711 459-23289
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