Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH
Neue Allensbach-Studie im Auftrag des Reemtsma Begabtenförderungswerks
Hamburg (ots)
In Zeiten der Finanzkrise: Studierende bewerten Studienbedingungen überraschend positiv - Zukunftssorgen trüben Optimismus für eigenen Berufseinstieg
Studienbedingungen nicht wesentlich verschlechtert / 71 Prozent bewerten Jobchancen aktuell gut / 41 Prozent zugleich besorgt über künftige Verschlechterung / Gesellschaftliches Engagement wichtig bei der Auswahl potenzieller Arbeitgeber / Arbeit im Ausland bleibt für mehr als jeden Zweiten attraktiv / Zeitmangel und Nebenjobs hindern Studierende daran, selbst einen größeren gesellschaftlichen Beitrag leisten zu können
Die Studienbedingungen in Deutschland haben sich trotz des starken Zustroms von Erstsemestern als Folge der Umstellung der Abitur-Jahrgänge in einigen Bundesländern sowie der Abschaffung der Wehrpflicht nicht in dem Maße verschlechtert, wie von vielen befürchtet wurde. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD) im Auftrag des Reemtsma Begabtenförderungswerks mit dem Titel "Bildung und Beruf in Zeiten der Finanzkrise: Studienbedingungen und Jobchancen nach dem Studium". Wie die Umfrage unter insgesamt 2.023 repräsentativ ausgewählten Studierenden aller Fachrichtungen zeigt, bewerten insgesamt zwei Drittel (66 Prozent) ihre eigenen Studienbedingungen als "sehr gut" oder "gut". Zwar liegt dieser Wert unter dem des Vorjahres (2011: 74 Prozent), doch ist der Anteil derer, die ihre Studienbedingungen als "weniger gut" oder "gar nicht gut" einschätzen, mit 24 Prozent im Jahresvergleich unverändert geblieben. Am positivsten beurteilen Stipendiaten (81 Prozent) und leistungsstärkere Studierende (79 Prozent) ihre eigenen Studienbedingungen. "Durch zusätzliche Ausbaumaßnahmen, die der Hochschulpakt ermöglicht hat, scheint es gelungen zu sein, mögliche negative Auswirkungen des Zustroms von rund 70.000 neuen Studierenden im Wintersemester 2011/2012 auf die allgemeinen Studienbedingungen in Deutschland zu begrenzen", kommentiert IfD-Projektleiter Dr. Rüdiger Schulz.
Für diese Einschätzung spricht auch, dass eine Mehrheit jener Studierenden (57 Prozent), die zum Zeitpunkt der Befragung wenigstens im zweiten Fachsemester studierten, im Semestervergleich keine wesentliche Veränderung ihrer Studienbedingungen feststellen konnten. 16 Prozent sehen hingegen eine Verschlechterung und führen dies hauptsächlich auf überfüllte Lehrveranstaltungen und eine schlechtere Betreuung durch die Lehrkräfte zurück. Auch wachsende Schwierigkeiten bei der Finanzierung des eigenen Studiums werden vergleichsweise häufig als Ursache für verschlechterte Studienbedingungen genannt. Allerdings nehmen fast genauso viele Studierende (14 Prozent) eine Verbesserung ihrer Studienbedingungen wahr. Gründe dafür sind vor allem weniger überfüllte Lehrveranstaltungen, ein verbessertes Arbeitsklima an der Hochschule, aber auch bessere Finanzierungsmöglichkeiten des eigenen Studiums bzw. die Abschaffung von Studiengebühren.
Studierende aus Baden-Württemberg, Bremen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland - Bundesländer, in denen die Studiengebühren wieder abgeschafft worden sind - bewerten ihre allgemeinen Studienbedingungen mit 28 Prozent zwar leicht schlechter als der Bundesdurchschnitt. Allerdings sind diese Befragten auch etwas häufiger der Meinung (17 Prozent), dass sich ihre Studienbedingungen im Vergleich zum letzten Semester verbessert haben, was sie vergleichsweise häufig mit ihrer Entlastung von Studiengebühren begründen.
Optimismus für den eigenen Berufseinstieg
Wie die Untersuchung weiter zeigt, sind Studierende mit großer Mehrheit davon überzeugt, nach dem Studium einen passenden Beruf zu finden. 71 Prozent bewerten ihre Chancen für den eigenen Berufseinstieg derzeit "gut" oder gar "sehr gut", 22 Prozent sind hingegen skeptisch. Das trifft auf Studierende aus den alten und neuen Bundesländern in weitgehend gleichen Anteilen zu. Lediglich in Berlin äußern sich Studierende mit 29 Prozent weniger zuversichtlich zu ihren Jobchancen. Dass leistungsstarke Studierende und Stipendiaten ihre Berufschancen mit jeweils 82 Prozent überdurchschnittlich positiv einschätzen, erstaunt nicht. Allerdings sehen auch unter den Befragten mit eher unterdurchschnittlichen Studienleistungen noch 51 Prozent ihre Jobchancen derzeit positiv.
"Dieser Optimismus spiegelt die aktuell starke Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften und Akademikern in Deutschland wider. Es ist wichtig für den Standort, dass sich Besserqualifizierte hierzulande gute berufliche Chancen ausrechnen", so die Einschätzung von Sebastian Blohm, Sprecher des Reemtsma Begabtenförderungswerks.
Allerdings konkrete Zweifel an langfristig guten Jobchancen
Getrübt wird dieses aktuell sehr positive Bild dadurch, dass sich 41 Prozent aller Studierenden - und selbst bei den leistungsstärksten Befragten noch deutlich mehr als ein Drittel (37 Prozent) - um eine zukünftige Verschlechterung ihrer beruflichen Chancen in Deutschland sorgen. Konkret treibt diese Studierenden dabei vor allem die Angst vor dauerhaft befristeten Arbeitsverhältnissen (22 Prozent), vor der Unvereinbarkeit von Beruf und familiären Plänen (17 Prozent) sowie vor wachsender Konkurrenz durch ausländische Bewerber (16 Prozent) um. Darüber hinaus offenbart die Studie zum Teil deutliche Unterschiede im Meinungsbild weiblicher und männlicher Befragter. Während sich nur 66 Prozent der Studentinnen gute Chancen für den eigenen Berufseinstieg ausrechnen, tun dies 74 Prozent der Studenten. Zugleich machen sich 48 Prozent der weiblichen Befragten Sorgen über eine zukünftige Verschlechterung ihrer Jobchancen gegenüber 35 Prozent der männlichen Kommilitonen.
"Angesichts der labilen Verfassung der Weltwirtschaft und sehr hoher Jugendarbeitslosigkeit in Euro-Ländern wie Spanien, Griechenland, Italien und selbst Frankreich zweifeln viele Studierende offenbar an der Nachhaltigkeit des derzeitigen Akademiker- und Fachkräftebedarfs in Deutschland. Solchen Befürchtungen muss entgegengewirkt werden", sagt IfD-Projektleiter Dr. Schulz.
Studierende fordern neben Arbeitsplatzsicherheit auch gesellschaftlich engagierte Arbeitgeber
In den Zukunftsängsten der Studierenden spiegeln sich zum Teil auch deren Erwartungen an einen künftigen Arbeitsplatz widerspiegeln. So korreliert der Befund, dass 70 Prozent aller Befragten die Sicherheit des Arbeitsplatzes mit deutlichem Abstand für besonders wichtig halten, mit der Sorge vor dauerhaft befristeten Arbeitsverhältnissen. Mit 51 Prozent gehört auch die Vereinbarkeit des Berufs mit Privatleben und Familie zu jenen Aspekten, die vielen Studierenden besonders wichtig sind - gleich wichtig wie zum Beispiel gute Aufstiegsmöglichkeiten (51 Prozent) oder ein hohes Einkommen (50 Prozent) und deutlich wichtiger als etwa große Entscheidungsfreiheit (28 Prozent) oder die Förderung durch Vorgesetzte (23 Prozent). Studentinnen betonen die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sogar zu 62 Prozent, Studenten immerhin noch zu 41 Prozent.
Darüber hinaus achten 40 Prozent aller Studierenden bei ihrer Berufswahl auch darauf, ob sich ein potenzieller Arbeitgeber gesellschaftlich engagiert. Das gilt für Stipendiaten in besonders hohem Maße (51 Prozent), ist aber auch Befragten mit überdurchschnittlichen oder zumindest durchschnittlichen Leistungen im Studium (43 bzw. 44 Prozent) deutlich wichtiger als leistungsschwächeren Studierenden (32 Prozent). Dieser Befund unterstreicht, dass sich Arbeitgeber durch glaubwürdiges gesellschaftliches Engagement im sich verschärfenden Wettbewerb um qualifizierten Nachwuchs Vorteile verschaffen können.
Eine spätere Beschäftigung im Ausland bleibt attraktiv
Die Erhebung zeigt, dass eine Beschäftigung im Ausland nach dem Studium immer noch von deutlich mehr als jedem zweiten Studierenden (57 Prozent) geplant ist oder zumindest in Frage käme. Im Jahresvergleich ist dieser Wert zwar um sieben Prozentpunkte gefallen, bleibt aber auf hohem Niveau. Für Studierende aus den alten Bundesländern ist eine Auslandsbeschäftigung dabei deutlich attraktiver (59 Prozent), als für Studierende aus den neuen Ländern (47 Prozent). Besonders attraktiv ist ein Arbeitsaufenthalt im Ausland für Stipendiaten (70 Prozent) sowie für leistungsstarke Studierende (67 Prozent). Eine arbeitsmarktpolitische Herausforderung stellt zudem der Befund dar, dass 38 Prozent jener Studierenden, die konkret vorhaben, später im Ausland zu arbeiten, dies auch dauerhaft tun möchten und dem deutschen Arbeitsmarkt damit langfristig verloren gehen würden.
Ob die leicht rückläufige Neigung, später im Ausland zu arbeiten, von Dauer ist, bleibt abzuwarten. So sind die Studierenden trotz der relativ guten Wirtschaftslage Deutschlands geteilter Meinung darüber, ob die Bundesrepublik als Arbeitsort für Akademiker in den letzten Jahren an Attraktivität gewonnen oder verloren hat. Während 27 Prozent ein Plus an Attraktivität ausmachen, sind fast ebenso viele entgegengesetzter Ansicht (26 Prozent). Fast jeder Zweite (45 Prozent) ist hier unentschieden. Wer Deutschland eine gestiegene Attraktivität bescheinigt, zieht eine Beschäftigung im Ausland sogar noch häufiger in Erwägung (66 Prozent), als Befragte, die vom Gegenteil überzeugt sind (60 Prozent).
Sebastian Blohm: "Die Stabilität Deutschlands in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise ist kein Garant dafür, dem 'Brain Drain' ins Ausland dauerhaft begegnen zu können. Vor dem Hintergrund des jüngsten Fachkräftegipfels der Bundesregierung unterstreichen diese Ergebnisse deutlich, dass alles dafür getan werden muss, den hiesigen gut ausgebildeten Nachwuchs im Land zu halten."
Über 40 Prozent der Studierenden leisten ihren Beitrag für die Gesellschaft
Wie die Studie zeigt, fordern Studierende nicht nur gesellschaftliches Engagement von Arbeitgebern ein, sondern leisten dieses in Teilen bereits selbst: 41 Prozent aller Befragten und sogar 69 Prozent der Stipendiaten arbeiten ehrenamtlich oder auf andere Weise privat in verschiedenen Gruppen oder Organisationen mit. Wer sich hingegen kaum oder gar nicht gesellschaftlich engagiert, begründet das vor allem mit Zeitmangel (68 Prozent) oder mit der Notwendigkeit, den eigenen Lebensunterhalt mit einem Nebenjob finanzieren zu müssen (40 Prozent). Für Studentinnen gilt dies mit 72 bzw. 45 Prozent deutlich häufiger als für Studenten (63 bzw. 35 Prozent). "Viele Studierende leisten bereits einen sehr wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Das ist wichtig. Jungen und motivierten Menschen, die sich einbringen wollen, müssen wir optimale Rahmenbedingungen dafür bieten, zum Beispiel mit der Förderung durch ein Stipendium. Ziel des Reemtsma Begabtenförderungswerkes ist es, jungen Menschen später ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen", betont Sebastian Blohm.
Die komplette Studie steht im Internet unter www.begabtenfoerderungswerk.de/studie zum kostenfreien Download zur Verfügung.
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